God Lives Underwater


Anything goes: God Lives Underwater setzen auf Krach, Melodie und Gabba-Techno. Vor allem aber auf die Kraft des PC

Verrückte Zeiten, in denen musikalisch jede Stilkombination möglich ist – wenn Opern-Arien auf Ambient treffen und Volksmusik auf Punk, dann scheint die Welt aus den Fugen. Für kreative Köpfe aber schlägt endlich die Stunde der Befreiung.

Jedenfalls wäre eine Band wie God Lives Underwater vor fünf Jahren garantiert noch schmählich ignoriert worden, während sie heute zu einer neuen Riege von Aspiranten auf dem Weg zu Ruhm und Reichtum zählen. Denn das Quartett aus dem verschlafenen US-Bundesstaat Pennsylvania vermengt auf seinem Debütalbum ‚Empty‘ kongenial süßliche Beatles-Melodien, brachialen Industrial-Sound à la Ministry und beinharten Gabba-Techno – und liefert dennoch eingängigen, lupenreinen Pop ab, der in Beine und Hirn gleichermaßen fährt.

„Zunächst aber“, erklärt David Reilly, 24Jähriger Sänger, Programmierer und Hauptideenlieferant des 1994 gegründeten Vierers, „steht bei uns immer die Melodie im Vordergrund. Sie ist die Basis von allem. Doch gelegentlich macht es uns Spaß, eine nette kleine Harmonie genüßlich zu zerstören, indem wir konturlosen Krach daruntermischen oder ihr 180 Beats pro Minute verpassen. Wir sind skrupellos, schließlich schreiben wir in Kürze das 21. Jahrhundert. Da ist kein Platz mehr für Traditionen. Alles ist möglich!“

Daß God Lives Underwater dennoch für griffige Melodien offen sind, liegt an ihrer Biographie: die Mittzwanziger, die vor God Lives Underwater Techno machten, hatten als Kinder Klavierunterricht. „Trotzdem“, erklärt Reilly, „interessiert uns der Computer als Instrument mehr als ein Konzertflügel. Wir benutzen Sequenzer und PC so selbstverständlich wie Rock-Bands in den 70er Jahren die Stromgitarre. Wir sind auch keine Sklaven der modernen Technologie – wir sind damit einfach großgeworden und vertraut. Und deshalb nutzen wir sie.“ Und warum klingt ‚Empty‘ so düster? „Bislang“, stöhnt Reilly, „hatten wir noch nicht viel Glück mit den Mädels. Das prägt natürlich.“