Ghostwriting-Vorwürfe gegen Kollegah
Ist das Alpha? Schon lange gibt es Ghostwriting-Vorwürfe gegen Kollegah. Nun kommt nach einer Recherche der YouTuberin Alicia Joe neuer Wind in die Debatte.
Kollegah zelebriert sich gerne als „Punchlinegott“ und betont immer wieder, dass er seine Texte selbst schreibt. Schon länger stehen aber Vorwürfe im Raum, dass Kollegah mitnichten für alle seine Texte selbst verantwortlich ist, sondern auf die Hilfe von begabten Textern in Onlineforen zurückgegriffen habe. Schon der Rapper Fler thematisierte in seinem 2009 veröffentlichen Disstrack „Schrei nach Liebe“ gegen Kollegah diese Vorwürfe.
Dass einzelne Lines, die es später in Songs von Kollegah schafften, zuvor in Onlineforen veröffentlicht wurden, steht schon lange fest. Kollegah behauptet aber, dass er selbst Urheber dieser Lines sei und sie mit mehreren Fake-Accounts in den Foren gepostet hätte, um ihre Wirkung in einem kleinen Kreis zu testen. Die YouTuberin Alicia Joe recherchierte nun aber noch einmal nach und fand heraus, dass es sich bei den Accounts nicht um Kollegah handeln kann. Vielmehr hätte Kollegah bei seinen Songtexten auf die Hilfe der Forenmitglieder zurückgegriffen.
Besonders brisant: Kollegah griff auch auf viele Lines eines besonders begabten Forumstexters, der sich unter anderem den Namen „tunichtgut“ gab, zurück. Der psychisch erkrankte Texter starb wohl 2010. Trotzdem übernahm Kollegah noch nach dem Tod von „tunichtgut“ Lines des Texters, ohne sich dazu öffentlich zu bekennen. Die Kritik von Alicia Joe richtet sich, wie sie explizit betont, nicht gegen den Umstand, dass Kollegah mit Ghostwritern zusammengearbeitet hat, sondern gegen seinen Umgang damit. Der selbsternannte „Boss“ behauptet immer wieder, dass er alle seine Texte selbst schreibt.
Kollegah äußert sich zu den Vorwürfen
Inzwischen hat sich Kollegah gegenüber dem Rap-Magazin HipHop.de zu den Vorwürfen geäußert. Ihm zufolge seien die besagten Lines in gemeinsamen Textsessions mit in Onlineforen aktiven Textern entstanden:
„Und man hat halt Texter-Sessions geschoben. Das heißt: Wie man das kennt, einer fragt: ‚Hast du mal nen Reim auf XY?‘ Und dann entsteht dynamisch ein Textbaustein. Weil jeder so ein bisschen Ideen reinwirft. Und oftmals ist es denn so gewesen, dass ich gesagt hab: ‚Das kann ich nicht verwenden. Das ist zu wack‘. Und dann hat einer der Jungs das mal in ’nem Forum gepostet und ich fand’s später dann doch geil.“
Kollegah zufolge sollen aber nur sehr wenige seiner Lines in solchen Sessions entstanden sein. Ihm zufolge hätte es sich bei seiner Praxis, Lines, die in gemeinsamer Arbeit mit anderen Textern entstanden sind, ohne Kenntlichmachung zu übernehmen, nicht um Ghostwriting gehandelt: „Das hat mit Ghostwriting nix zu tun und auch mit Ideenklau nichts. Denn diese Sachen sind gemeinsam mit mir in Sessions entstanden.“ Kollegah bestreitet also, dass er in seinen Texten Lines verwendet hat, die gänzlich ohne seine Mitarbeit entstanden sind. Die Recherchen der YoutTuberin Alicia Joe wecken an dieser Darstellung aber Zweifel. Auch widerspricht Kollegahs Statement seinen früheren Aussagen, dass es sich bei den Profilen in den Foren um seine eigenen Fake-Accounts handle.
Auch Sun Diego mit einem Statement
Kollegahs Rapkollege Sun Diego hat sich in einer Instagram-Story ebenfalls zu den Vorwürfen gegen Kollegah geäußert:
„Yo Leute, eine Sache muss ich mal loswerden… Kollegah ist mit Abstand der krasseste Lyricist in Deutschland, auch besser als ich selbst. Das weiß jeder, der mal mit ihm im Studio war @Faridbangbang. Es ist ganz normal, dass man sich mal hier und da austauscht, ob live oder über Whatsapp. Bei Apocalyptic haben er und Ali As mir auch geholfen. Dennoch hab ich den größten und relevantesten Teil selbst gemacht.
Und selbst wenn die Vorwürfe da stimmen sollten, reden wir hier von paar Zeilen. Aber der Mann hat gefühlt 20 Alben gemacht und das mit konstanter Punchlinedichte, wie sie keine 10 ghostwriter halten könnten. Schöne Grüße an alle und Kolle mein Bruder, scheiß drauf, weiter geht’s.“