Get Well Soon live Frankfurt
musikexpress.de-Userin Madleen hat sich in der Brotfabrik in Frankfurt Get Well Soon angesehen - mit Hits vom Ballermann und ohne deutschen Indieschnulz.
Wer Get Well Soon bisher nicht mochte, wird spätestens nach einem Konzertbesuch zumindest sein Talent schätzen gelernt haben. Bevor er jedoch Gelegenheit dazu hatte, kamen noch düstere Zeiten auf ihn zu.Der Abend in der Frankfurter Brotfabrik beginnt mit iLiKETRAiNS und bedeutungsschwangeren Hintergrundbildern, welche mögliche Frühlingsgefühle nach dem langen Winter im Keim wieder zu ersticken suchen. Von wachrufenden Melodien ist auf ihrer Website die Rede, aber die sechs oder sieben ersten Lieder klingen in den Ohren einiger Besucher eher wie ein einziges langes Schlaflied. Über Geschmack lässt sich streiten. Genauso wie über den Geschmack des Brötchens, auf dem Sänger David Martin nach eigenen Angaben seine Setlist verewigt hat. Etwas später schaffen es iLiKETRAiNS dann mit etwas Abwechslung und rockigeren Liedern, die Zuschauer wieder allmählich für sich zu gewinnen, trotzdem sind viele froh als im Hintergrund „Thank You“ eingeblendet wird.Einigen der Ende 20, Anfang 30 Jahre alten Konzertbesucher scheint das Ganze zu gefallen, für alle anderen fasst es Konstantin Gropper nach einem gelungenen Intro passend – so oder so ähnlich – zusammen: Ich dachte wir spielen melancholische Musik, aber jetzt fühle ich mich wie ’ne Band auf Mallorca. Als dann die ersten Rufe nach Sangria ertönen und Get Well Soon ihren neuen Hit „10 nackte Frisösen“ ankündigen, kann es endlich auch losgehen mit dem Abend.Die Lieder von Get Well Soon klingen live echter und nur halb so traurig, reißen mit und sind ehrlich. Wenn anfangs noch Songs wie „Christmas In Adventure Parks“ und „You/Aurora/You/ Seaside“ für Stimmung und gute Besserung sorgen, folgen später etwas ruhigere Songs, die trotzdem die Fabrik rocken. Das depressive „If This Hat Is Missing I Have Gone Hunting“ beweist sich als grandioser Live-Act und Sänger Gropper seine Stimmsicherheit in den höheren Tonlagen. Das Underworld-Cover „Born Slippy“ klingt ohne elektronischen Layer noch viel besser. „Help To Prevent Forest Fires“ dringt mit seiner schlichten Melodie in die Herzen der Zuschauer und wer bis eben noch gequatscht hat, hört spätestens jetzt auf. „Automatic Heart“ setzt dem Ganzen noch die Krone auf. „You sing a song of life“ heißt es da, und genau so fühlt es sich auch an.Die Songs von Get Well Soon sind nicht jedermanns Sache, aber genial. Live mit Leidenschaft vorgetragen und mit weniger Elektroschnickschnack findet sich ein leichterer Zugang zu ihnen.Und wer, vielleicht von Freunden nur mitgeschleppt, nach diesem Abend gegen 11 gefragt wurde: „Na, deutschen Indieschnulz gesehen?“ Der antwortete mit: „Nee, war ganz schön.“
Madleen – 16.04.2008