Gesichts-Kosmetik


Clochard, Zigeuner, Thronfolger, Zuhälter -— Kevin Rowland wechselt seine Gesichter wie andere ihre Socken. THE WANDERER nannte der Ex-Diktator der Dexys Midnight Runners denn auch sein neues Album.

Inzwischen hat Rowland auch den Zigeuner und Bankkaufmann längst hinter sich gelassen: in seinen leicht angewetzten Sakkos mit breiten Revers macht er jetzt auf drittklassigen Jahrmarkts-Animateur. Auch musikalisch bewegt sich der neue Solo-Kevin zwischen Rummelplatz und Haifisch-Bar mit der Naivität von Tingeltangel-Hillbilly und Grit-Boettcher-Schmelz. Für Rowland ist es „einfach kindisch. Ich wollte nur über die Dinge schreiben, die man mir als Kind hätte beibringen sollen. Als ich klein war, staunte ich über die Erwachsenen, heute weiß ich, daß sie eigentlich nur bullshit reden.“

Von dem frechen Folk-Punk der Dexys Midnight Runners, deren Alleinherrscher er von 1978 bis zum letzten Dexys-Album 1983 war, ist nichts mehr zu spüren. Chamäleon Rowland sieht das Comeback als eine normale Kehrtwende: „Eines Tages wachte ich auf und wußte, daß ich keine Band mehr brauche. Ich muß immer weiter, wie ein Wanderer. Die Wechsel wirken nur so extrem, weil man die Verbindung, also die Entwicklung in den zwei bis drei Jahren dazwischen, nicht mitbekommt.“

Der Sänger, der einst Journalisten krankenhausreif prügelte, hat sich in einem Punkt aber kaum verändert: „Wer Lügen über mich schreibt, bekommt die Quittung dafür. Manchmal ist Gewalt die einzige Sprache, die diese Leute richtig verstehen.“