Geistreiche Brüder: Brother Cane pfeifen auf Klischees


„Heavy Rock“, philosophiert Damon Johnson, Sänger, Gitarrist und Texter des Quartetts Brother Cane, „hat seit der Erfindung des Grunge eine echte Wende mitgemacht. Nicht nur musikalisch, sondern vor allem textlich. Gott sei Dank geht es den meisten neuen Rockbands nicht mehr um Weiber, Saufen und Motorräder, sondern heute darf ich als Texter ruhig auch mal Schwäche zeigen und mein Innenleben bloßlegen. Das ist gut so – ich hab‘ schließlich keine Lust, Musik für Leute mit einem IQ knapp über Zimmertemperatur zu spielen.“

Und weil Brother Cane Heavy Rock spielen und gleichzeitig diesem Anspruch genügen, sind die Verse ihres zweiten Albums ‚Seeds‘ (das Debütwerk ist nur über Import erhältlich!) tatsächlich eine melancholisch angehauchte Reise durch die Gedankenwelt eines amerikanischen Landjungen, der sich mit den Problemen einer schwierigen jungen Generation auseinandersetzt. Denn Damon Johnson ist Ende 20, ist ein Grübler und stammt aus Birmingham im südlichen US-Bundesstaat Alabama „ein Ort“, wie er grinsend beteuert, „über den du wirklich nicht mehr als die Liedzeile ‚Sweet Home Alabama‘ wissen mußt!“

Andererseits, bekennt Damon, hat Alabama „uns und unsere Musik sehr geprägt. Tief im Herzen mag ich dieses Stück Land und seine Musikkultur – allem voran den Southern Rock, also Bands wie Lynyrd Skynyrd und die Allman Brothers. Es ist diese lässige Art, Hard Rock zu intonieren, ohne ihn auf die leichte Schulter zu nehmen. Und außerdem: New York-City ist weit weg, mit all seinen schnellebigen Trends, seiner Hipness, seinem elitären Schwachsinn. Damit haben Brother Cane überhaupt nichts am Hut!“

Wobei den Songs auf ‚Seeds‘ eine gewisse metropolitanische Schärfe durchaus nicht abgeht – statt an ihre relaxten Southern Rock-Idole erinnern Brother Cane musikalisch eher an Deep Purple, Led Zeppelin oder Black Sabbath, gepaart mit einer Prise Punk und Grunge. „Naja“, erzählt Damon, „das liegt wohl an meiner Initialzündung als ernsthafter Musiker, denn die gaben mir sicherlich die Guns N‘ Roses mit ihrem ersten Album vor sieben Jahren. Es war weniger die Musik, die mich mitriß, als vielmehr diese punkige Leck-mich-Haltung. Nach ‚Appetite For Destruction‘ war mein Leben für immer verändert: Ich stellte den Verstärker meiner Gitarre lauter, betrank mich öfter – und habe bessere Songs komponiert. All das findet jetzt auf ‚Seeds‘ seinen Niederschlag. Die Saat ist endgültig aufgegangen.“