Gegen den Strich
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ — Gorbatschows kleine Wahrheit galt jahrelang auch für die Sängerin Anne Haigis: Anfang der Achtziger, als kein Mensch mehr Jazz-Rock hören wollte, sang sie in der Zaitii an lahnhef: Diesmal will Anne Haigis den Zug nicht verpassen Fusion-Combo von Tasten-Oldie Wolfgang Dauner. Sieben Jahre später ging sie mit „Indigo“, ihrer vierten deutschprachigen LP baden. Kein Mensch wollte mehr deutsche Texte hären. „Cry Wolf, ihr aktuelles in Nashville produziertes Album, ist nun besser getimed — die Schwäbin setzt auf zeit- und mode-losen Bluesrock und besinnt sich auf ihr Bestes: eine Rauhbein-Stimme, die gar das Organ ihrer Kollegin Melissa Etheridge mühelos an die Wand drücken könnte.