Gediegen sympathisch: die Festival-Review zu drei Tagen Maifeld Derby 2014


Ein Festival zum Wohlfühlen ist das Maifeld Derby in Mannheim. Ein Mix aus kleinen und größeren Künstlern sowie die entspannte Atmosphäre ließen das Herz von Autor Arne Lehrke höher schlagen.

Das Maifeld Derby Festival in Mannheim, das im Umfeld des Reitstadions von Jahr zu Jahr zu wachsen weiß, hat dieses Jahr als eines der ersten Festivals die Saison in Deutschland standesgemäß eingeläutet und wusste nicht nur dank der großen The National zu überzeugen.

Während am Freitag die ersten kleineren Künstler von Fenster über Lucy Rose die Bühnen besetzen, wird es gegen Abend das erste Mal richtig spannend. Mit Bilderbuch zeigt sich eine der Bands der Stunde in Bestform, wenn es auch nur für einen relativ kurzen Auftritt reicht – Future Islands, wie auch später FM Belfast, regen die ausgelassenen Erstbesucher schließlich zum Tanzen an.

Dabei ist besonders die überdachte Stadionbühne ein echter Hingucker und der (sehr gelungene) Poetry Slam am späten Abend Überraschungshighlight. Die „kleine“ Bühne im Parcours d’Amour wird in den ersten zwei Tagen so hoch frequentiert, dass im Reitstadion nach einigen Auftritten sogar mehr Plätze zur Verfügung gestellt werden.

Am Samstag füllen bei bestem Wetter viele kleinere, aber nicht minder talentierte Bands das Mittagsprogramm, aber erst mit Son Lux kommt wieder eine namhafte Band zum Zug. Singer/Songwriter Spaceman Spiff schafft es derweil im Stadion, eine Menge Leute in seinen Bann zu ziehen, wenn auch eine herumschwirrende Drohne, die zum Filmen eingesetzt wird, für ein, zwei Lieder die Aufmerksamkeit des Publikum stiehlt.

Die anschließende Lesung von Käptn Peng fällt leider krankheitsbedingt aus, aber an diesem Tag läuft es, trotz der Hochkaräter von Warpaint, am Abend alles auf den großen Auftritt des Lokalhelden Konstantin Gropper in Form von Get Well Soon hinaus. Das Palastzelt ist rappelvoll und Le Grand Ensemble füllt jeden Meter mit Musik, während sich Leute darüber unterhalten, wo sie den Gropper denn schon mal in Mannheim gesehen hätten. Da können auch Warpaint, die zwar ordentlich Stimmung machen, aber mit ihrem Shoegaze erfahrungsgemäß nicht gerade zum Tanzen animieren, nicht mithalten und jenseits der Geisterstunde stellen sich erste Ermüdungserscheinungen bei den Besuchern ein. Darunter müssen leider auch Hundreds leiden.

Der letzte Tag lockt mit großen Namen wie St.Vincent und Wye Oak und ist wahrscheinlich gerade deshalb der (gefühlt) besucherstärkste Tag. Während der Wettergott versucht, dem gemeinen Volk die Laune mit andauerndem Regen zu vermiesen, spielen Girls In Hawaii eine klasse Show im Zelt und selbst im Outdoor-Bereich lässt sich nicht jeder die Laune nehmen.

St. Vincent bestärkt mit roboterartigen Bewegungen weiter ihren eigenen Mythos, während die Holzfällerhemden-Partei die Banjo-Passagen von Wye Oak in der Abenddämmerung herbeisehnt und erwartungsgemäß befriedigt wird.

Am Ende bleiben den, mittlerweile wieder recht trockenen, Musikfanatikern zwei Stunden The National, die ihre Show gewohnt souverän runterspielen. Obwohl der Ausflug ins Publikum mittlerweile obligatorisch wirkt, entfaltet er immer seine Wirkung und so sind am Sonntagabend alle versöhnt, glücklich und erschöpft und freuen sich auf das nächste Jahr auf einem gediegenen Festival in sympathischer Atmosphäre.