Fußball ist für Ian Broudie, Chef der Lightning Seeds, Sinnbild des Lebens


Klischees sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Lightning Seeds-Chef Ian Broudie ist Engländer, aber unpünktlich und trinkt keinen Tee. Aus einem persönlichen Grund: „Ich fand mich ein bisschen zu dick, also hab ich mir Zucker verboten, und ohne Zucker ist das nichts. Dann lieber gar keinen Tee.“ Immerhin: Freitags, mit der klitzekleinen Verspätung von 48 Stunden (Mittwoch hatte er fälschlicherweise auf die EG vertraut und ließ seinen Paß zu Hause), ist Broudie dann endlich da, wo er schon längst sein sollte. Das Getränk der Wahl ist Mineralwasser, ansonsten erfüllt Broudie jetzt lässig doch ein paar Erwartungshaltungen. „Three Lions“, die mit den Komikern Baddiel & Skinner intonierte Hymne zum Thema „Mein Freund ist aus Leder“, ist für ihn weiterhin nur noch „that football song“ und außerdem ein ziemlich ambivalentes Stück Musik. „Der Text war damals zur Europameisterschaft okay, die 98er-Version zur WM war schon nicht mehr mein Ding, die ist halt so passiert. Der Song ist Segen, Fluch und Schicksal, von jedem ein bißchen, und deshalb hab ich die neue Platte auch ‚Tilt‘ genannt. Es ist das erste Studio-Album nach ‚that football song‘, und ‚Tilt‘ bedeutet ja eigentlich ‚game over‘- aber eben auch ’neues Spiel, neues Glück'“. Und das neue Glück erklärt Broudie dann doch wieder am Fußball: Die Lightning Seeds, berichtet er, sind die Lieblingsgruppe des britischen Fußballprofis Michael Owen. Und: „Popmusik und Fußball haben vieles gemeinsam. Beides hat mit Frustation, Hoffnung und Liebe zu tun. Wenn du deine Gefühle rauslassen mußt, dann singst du halt – ob als Fußball-Fan oder als Popmusiker“. Die Welt ist eben rund.