Fun Lovin‘ Criminals
DAS ERSTE, WAS AN DEN FUN LOVIN CRIMINALS LIVE verblüfft, ist ihre gewaltige Phon-Potenz. Da hat man sich aufgrund des smoothen neuen Albums auf einen Abend zum Flüstern und Flirten eingestellt, und dann krachen einem die Breakbeats und Gitarrenriffs um die Ohren, als wäre man bei The Prodigy. Das zweite, was an den Fun Lovin‘ Criminals live verblüfft, ist ihre Bodenständigkeit. In der Tat taucht im Verlauf dieses Gigs mehrmals der Verdacht auf, die Geschichte vom super-abgebrühten Huey, wie er in der New Yorker Lower East Side praktisch mit einer Aufbaunahrung aus Straßenstaub, Kakerlaken und Ghetto-Milch aufgezogen wurde, sei eine clevere Finte,Teil des Gesamtkunstwerkes sozusagen. Denn so, wie Huey (Gitarre, trockene Sprüche, trockene Raps), Steve (Keyboards, Gitarre) und Fast (Drums) auftreten, könnten sie ebensogut als Fans von Dr. John, Kid Creole, Barry White und den Beastie Boys in Boise/Idaho aufgewachsen sein. Ihrer Musik haftet denn durchwegs ein Hauch des Kalküls an – des charmanten Kalküls, wohlgemerkt. Die Criminals fühlen sich in drei Typen von Songs daheim: in legeren, zurückhaltend swingenden HipHop-Grooves, in angetörnten Krachorgien und im Blues. In die erste Kategorie fällt neben „Love Unlimited“,der famosen Ode an Soul-Bär Barry White, insbesondere das sommerliche „Up On The Hill“. Moshen hingegen ist angesagt bei „Scooby Snacks“,“The Fun Lovin‘ Criminal“ und „All For Self“. Der Blues schließlich ereilt uns mit Songs wie „Korean Bodega“. Was die Criminals auf die Bühne bringen, ist clever, aber nicht allzu clever. Sie können munter swingen, aber nicht allzu munter. Letztlich fehlt es ihrer Musik an der Wärme und der Konsequenz, mit welcher z.B. die Beastie Boys Samples mit groovy Riddims und Attitüde gekoppelt haben.