Fünf Freunde auf Erfolgskurs


Die Überraschung des Sommers kommt aus dem Schwarzwald. Der Freiburger Band Reamonn gelang gleich mit ihrer Debütsingle ein Hit.

Die Geschichte von Reamonn geht fast wie die von Robinson Crusoe. Zwar müssen sich Reamonn nicht auf einer einsamen Insel, sondern im umkämpften Musikbusiness durchschlagen. Aber beide haben einen Helfer, der auf gleiche Weise zu seinem Namen gekommen ist: Freitag, Crusoes treuer Helfer, heißt bei Reamonn Dienstag.“Wir waren im Studio, plötzlich kam das Mädchen aus dem Büro und fragte uns nach dem Namen des Albums“, erzählt der Sänger und Namensgeber der Band, Reamonn Garvey. „Ich war verdutzt, sagte ’sorry, wir haben noch keinen, aber warte mal. Welcher Tag ist heute? Dienstag? ‚Cut, dann nennen wir das Album Dienstag'“, lacht Garvey und ergänzt nicht ohne Stolz:

„Dann kamen Komplimente von der Plattenfirma-‚Wow, guter Titel'“. Das Lob dürfte sich kaum den Namen der CD beschränkt haben. Zumal „Tuesday“dem Fünfer aus Freiburg nicht nur das Überleben, sondern zudem einen furiosen Einstieg in die Charts sicherte. „Supergirl“, die erste Singleauskopplung, schaffte es bis in dieTopTen der Verkaufshitparade, und derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass der Höhenflug der deutsch-irischen Combo ein schnelles Ende nehmen könnte. Bierernst darf man einen Iren wie Reamonn Garvey zwar nicht nehmen, weshalb weiterführende Erzählungen („alles Wichtige in meinem Leben passierte an einem Dienstag, das kann ich sogar mit meinem Kalender belegen“) mit Vorsicht zu genießen sind. Aber, und auch das gibt Garvey zum Besten, „gelogen wird nicht. Wir Iren machen die Wahrheit nur ein bisschen größer.“ Wenn es um seine Ziele als Musiker geht, wird Reamonn, der sonst redet wie ein Wasserfall, allerdings vergleichsweise vorsichtig in seiner Wortwahl: „Erfolg bedeutete für mich nicht, CDs zu verkaufen, sondern herauszufinden, ob ich das Richtige in meinem Leben mache. Herauszufinden, ob es das Richtige ist, Musik zu machen, diese Musik zu machen. Mir war wichtig, dass das Umfeld – die Band und auch die der Plattenfirma betreffend – stimmt“.

Eine aus Studiomusikern zusammengecastete Band kam für den Sänger nie in Frage. Schlagzeuger Mike Gommeringer kannte Garvey, der drei Jahre mit verschiedenen Bands durch Deutschland tourte, schon länger. Der Rest der Truppe stieß nach und nach dazu. Ganz nach dem Motto „Ich kenne einen, dessen Bruder spielt ganz gut Gitarre und der würde gern in einer Band mitspielen“. Bassist Phillip Rauenbusch, Keyboarder Sebastian Padotzke und Gitarrist Uwe Bossert komplettierten das Line-up von Reamonn. Wobei Sänger Garvey zwar im Vordergrund steht, sich aber nicht als Chef der Truppe versteht: „Ich will nicht der Boss sein. Jeder in der Band soll an die Musik glauben. Und jeder von uns weiß auch, welche Zutaten einen guten Song ausmachen. Wir kochen alle zusammen, und wir wissen, wie es schmecken soll.“ Auf „Tuesday“ servieren die fünf Freunde aus Freiburg kleine Pretiosen wie das zwischen Glockenspiel-Ballade und Pop-Knaller changierende Josephine“, den opulent ausstaffierten Opener „7th Son“ oder „If I Go“, für das man Streicher buchte, die gerade zuvor eine Session für Peter Gabriel gespielt hatten. Ihr Album aufgenommen haben Reamonn, die schon das Vorprogramm von HIM und den Guano Apes bestritten, im Studio von Who-Vordenker Pete Townshend in Manchester. Dort erlebten die Greenhorns der noch nicht einmal zwei Jahre alten Combo, dass sich der vermeintliche Teaboy des Studios als Bassist der Cocteau Twins entpuppte, dass ehemalige Stone Roses-Mitglieder reinschneiten, um sich ein bisschen umzusehen und dass sich Cure-Mastermind Robert Smith danach erkundigte, was es denn nun eigentlich mit dieser Band „Reamonn“ auf sich habe.“Robert Smith wusste sogar, wie man unseren Namen buchstabiert“, freut sich Reamonn Garvey noch heute. Doch nicht nur bekannte Kollegen zeigten Interesse an der Band aus dem Breisgau. Auch der Produzent von „Tuesday“ ist eine Koryphäe. Steve Lyon hat bereits für Größen wie Depeche Mode und Paul McCartney die Regler bedient. Die Zeichen für Reamonn stehen also auf Erfolg. Und der dürfte sich wohl kaum auf einen Dienstag beschränken. magazin