Frodo-Darsteller Elijah Wood über den Mark-Hamill-Effekt und blutüberströmte Hobbitfüße
Für die Dreharbeiten warst du anderthalb Jahre in Neuseeland, weg von zu Hause, am anderen Ende der Wert mit einer Art neuen Familie. Fühlt man da eine gewisse Leere, wenn man wieder zurückkommt?
Oh Gott, ja. Das ist schwer zu beschreiben. Wir waren ja alle Drehzeiten von drei, vier Monaten gewohnt, und dann so eine lange Zeit! Das kam einem irgendwann so vor.als würde es nie mehr enden. Es ging einfach weiter und weiter, darauf hat man sich dann auch irgendwann eingestellt. Auf der einen Seite war das positiv, auf der anderen negativ, weil sich auch Erschöpfung breit machte. Als es dann aber wirklich aufs Ende zuging, war das schon ein heftiger Schock. Das Ende schien immer soweit weg, und plötzlich hatte man es vor der Nase. Was macht man da? Wie sagt man auf Wiedersehen zu all diesen Leuten? Das war sehr schwierig. Noch dazu war die letzte Drehwoche nochmal eine der stressigsten, vom Drehplan her. Am 22. Dezember 2000 war dann Schluss. Der Film war fertig. An dem Abend hatten wir dann noch eine Abschlussparty – und das war’s dann. Am nächsten Tag flogen wir heim, Weihnachten mit der Familie feiern. Sehr schräg. Normalerweise würde ich mir am Schluss noch ein bisschen Zeit lassen, es ausklingen lassen, noch einen Tag rumhängen, nochmal Leuten treffen. So war das schon sehr seltsam.
Wie lebt es sich mit der Verantwortung, drei so große Filme iu tragen?
Ich empfinde nicht wirklich so eine große Verantwortung. Das Gewicht ist gut verteilt, weil da ja die Gefährten sind.
Du wirst für die nächsten drei, vier Jahre Frodo sein.
Ich weiß. Das werde ich auch nicht vergessen. Aber ich versuche, es etwas auf Distanz zu halten. Ich habe die ganzen Poster gesehen, und die Leute denken sicher, ‚Wow, wie fühlt man sich da? So ikonisiert?‘ Ich halte das Design für brillant. Und wenn ich die Bilder jetzt sehe, sehe ich da einfach Frodo. Aus. Aber was die Verantwortung angeht, ist die Frage schwer zu beantworten, weil der Film ja noch nicht raus ist.
Machst du dir Sorgen darüber, Jetzt auf diese bestimmte Art von Rollen festgelegt zu sein?
Nein, nicht wirklich.
Wann wirst Du aus dem Vertrag entlassen?
Offiziell 2003. Aber ich kann in der Zeit andere Filme drehen.
Es könnte auch der Mark Hamill-Efrekt eintreten.
Darüber mache ich mir keine Sorgen. Schon allein, weil die Voraussetzungen ganz andere sind. Mark Hamill hatte vor „Star Wars“ nicht viel anderes gemacht. Das hatte zur Folge, dass er nach dem enormen Erfolg der Saga nichts anderes mehr spielen konnte, weil er für alle nur noch Luke Skywalker war. Aber ich arbeite schon so lange und bin schon zuversichtlich, dass ich genug Filme gemacht habe, die gut angekommen sind, um diesen Effekt zu verhindern.
Ein ähnlicher Fall war Macaulay Culkin. Du hast mit ihm In „Das zweite Gesicht“ gespielt und seither das Gegenteil von seiner Karriere gehabt. Triffst du ihn noch?
Wir sind nicht wirklich in Kontakt geblieben. Ich hab ihn vor drei Jahren mal getroffen. Zu der Zeit war er verheiratet! (lacht) Wir haben uns nicht lang unterhalten, aber er ist cool. Er scheint sein Leben selber in die Hand genommen zu haben, und das freut mich für ihn.
War das Make-up für deinen Hobbit-look stressig?
Es war cool, wenn es mal dran war und der Make-up-Prozess selber vorbei war. Die Füße dauerten ungefähr anderthalb Stunden, worüber ich mich wirklich nicht beschweren kann, weil andere Schauspieler jeden Tag bis zu drei Stunden in der Maske saßen. An Tagen, an denen ich die Füße brauchte, musste ich um fünf Uhr morgens raus. Die Hälfte der Zeit, die es brauchte, die Dinger zu befestigen, musste ich stehen. Um fünf Uhr morgens rumzustehen, ist kein Spaß (lacht). Man steht da in einem grell erleuchteten Lastwagen-Container, mit fiesem Neonlicht, halb am Einschlafen mit Klebstoff an den Füßen. Nicht wirklich angenehm. Aber andererseits, wenn sie mal dran waren, sahen die Füße super aus. Sie hatten aber eine ungute Tendenz, abzufallen. Meine Füße sind die schwitzigsten von allen Hobbits. Ich möchte, dass die Welt das jetzt erfährt – nur für den Fall, dass sich das vielleicht schon jemand gefragt… (lacht). Beim Laufen waren sie großartig. Früh am Tag hielten sie immer noch gut durch, aber dann im Laufe des Nachmittags, wenn es auch etwas glitschiger wurde, wenn wir zum Beispiel durch den Wald rannten, rissen sie auf und brachen ab. Das Problem ist, dass deine echten Füße in diesen Dingern sehr verwundbar werden. Wenn du da rumläufst und auf eine Glasscherbe trittst, geht die durch wie durch Butter. Einmal war es sehr kalt, ich konnte meine Füße kaum noch spüren, weil sie so eiskalt waren. Ich trat auf ein Stück Glas, merkte es aber gar nicht, und den ganzen Tag hatte ich diese Scherbe in meinem Fuß. Als ich dann am Abend meine Hobbitfüße abnahm, war alles voller Blut. Und dann kam langsam das Gefühl zurück…