Franz Ferdinand – Franz Ferdinand
Ein sehr bezeichnender Satz über franz Ferdinand findet sich im NME vom 4. Dezember 2004. Da blickte man in die Hype-Wahrsagerkugel und stellte fest, Bloc Party seien „danceable as fuck“ und „most likely to do a Franz Ferdinand in 2005“. Und egal, ob man nachträglich Maximo Park, Kaiser Chiefs oder wen auch immer in dieser Position sehen mag, spiegelte sich in dieser „Prognose“ doch das nachhaltige Erstaunen der Popwelt über das Debüt der vier aus Glasgow. Erstaunen muß nicht nur das (Mainstream-)Hitpotential der elf New-New Wave-Pop-Hits auf diesem Album, sondern auch die tolldreiste Kompromißlosigkeit des Quartetts. Da war Alex Kapranos, ein Ex-Gratis-Konzerte-Veranstalter, der mit seinen ersten Bands die Mühlen des Musikgeschäfts bereits kennengelernt halte und nun Mädchen zum Tanzen bringen wollte. Der mit dem Wodka-klauenden Hitzkopf Nick McCarthy dieses Ziel teilte und ihn in seiner Band haben wollte, obwohl der ihn anlog und gar nicht Schlagzeug spielen konnte, schließlich an der Gitarre endete. Der seinem Freund Bob Hardy einen – ihm von Mick (Cooke, Belle & Sebastian) geschenkten – Baß in die Hand drückte und ihn überredete, spielen zu lernen. Worauf die drei zusammen Paul Thomson, den ihrer Meinung nach besten Drummer Glasgows, rekrutierten, obwohl dieser kurz zuvor sein Drumset beim Pfandleiher gelassen halte. Sie mieteten ein leerstehendes Warenhaus, nannten es „The Chateau“, spielten dort und bei diversen halblegalen „guerilla gigs“ vor stetig wachsendem Publikum. Aufgrund des Aufruhrs wanderte Alex sogar kurz in den Knast. Major-Plattenfirmen klopften an, gegenseitigen Respekt fand man jedoch beim unabhängigen Label Domino. Dort wurde im September 2003 die Single „Darts Of Pleasure“ veröffentlicht. Der Rest ist jüngste Pop-Geschichte. Die sich seitdem in immer kürzeren Abständen wiederholt. Hauptsache the girls look good on the dancefloor.
Aufgenommen: ab Juni 2003, Gula Studio, Malmö
Produzent: Tore Johanson
Beste Songs: „The Dark Of The Matinee“, „Take Me Out“, „Darts Of Pleasure“
Höchste Chartsposition UK: 3