Fotos: Nach dem Goldrausch


Das Ende der Roadmovieatmosphäre: MUSIKEXPRESS- Leser Jan Wehn über das zweite Album der Hamburg- Köln-Kapelle Fotos NACH DEM GOLDRAUSCH, über Röhrenjeansrebellentum und die schlippstragende Popmaschinerie.

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich Fotos, damals noch als junge aufstrebende Band, das erste Mal live sah. Das war 2006 im, Gott hab ihn selig, Dortmunder Wohnzimmerclub. Die erste Single „Giganten“ war gerade auf N1-Rotation bei MTViva und die Nachwehen der Arctic Monkeys bescherten der Hamburg- Köln-Kapelle einen Newcomerhype erster Güte. Das „Fotoalbum“ heimste gute bis euphorisierte Kritiken der einschlägigen Magazine ein und alle hatten sich lieb im kuscheligen Indiepop- zirkus Deutschland.Gut zwei Jahre später ist mit NACH DEM GOLDRAUSCH dieser Tage das Nachfolgealbum der Band erschienen. Und irgendwie klingt alles auf einmal nicht mehr ganz so frech hingerotzt wie das Erstlingswerk. Schrebbelte das juvenile Debüt noch unerfahren durch die Boxen, kommt NACH DEM GOLDRAUSCH mit etwas – es folgt das Nichtwort jeglicher Rezensionen – reiferem State-of-Mind um die Ecke.Das spiegelt sich vordergründig natürlich im Soundgewand wider. Nicht ganz unoffensichtlich wird da in die westliche Richtung zu den französischen Kollegen von Phoenix geschielt. Passenderweise packt man dazu dann auch mal ganz gern die Synthierhodes aus. „Ein Versprechen“ erinnert mit seiner strokeschen Schlichtheit an den Garagerockmeilenstein IS THIS IT? aus – leider – längst vergangenen New Yorker Tagen anno 2001.Was die Themen angeht, hat sich bei Tom, Deniz, Frieder und Benedikt dagegen nicht viel getan: eine Priese unverstandener Herzschmerz auf dem großartigen „Fotos“, ein bisschen Rumgespringe auf von Spätsommersonne beschienenen Maisfeldern bei „Das ist nicht was ich will“, eine Dosis Röhrenjeansrebellentum in Form des energetischen „Wochenender“.Und ganz neu: eine kleine Prise Ruhmschattenseitenbeleuchtung. So auch geschehen auf der ersten Single „Nach dem Goldrausch“. Denn Fotos liefern hier einen nüchternen Nachfolger zu „Giganten“ ab. Ende der Roadmovieatmosphäre, Anfang der schlippstragenden Popmaschinerie mit Erwartungshaltung. Es ist eben nicht alles Gold was glänzt. Trotzdem eine gute Platte.

Jan Wehn – 07.05.2008