Fortsetzung folgt


Okkervil River haben genug vom Höher-schneller-weiter- Lauf der Welt und legen einen Zwischenstopp ein.

Ihrem 2005er Album Black sheep boy schoben die texanischen Indiefolker die EP Black sheep boy appendix hinterher. Ein Jahr nach ihrem bisherigen Magnum Opus the stage names kommt nun das Sequel The stand ins. Diese Neigung zur Serie ist der wuchernden Kreativität ihres Sängers Will Sheff geschuldet: „Zunächst ist da immer ein Konzept – und dann schreibe ich eben so viel dazu, wie mir einfällt. Meistens haben wir dann viel zu viele Songs, um sie auf ein Album zu packen, also verteilen wir sie. In diesem Fall hatten wir dazu dieses übergeordnete Thema des Theatralischen da passte eine Fortsetzung natürlich perfekt hinein.“ Okkervil River wären aber nicht Okkervil River, käme da nicht noch eine kulturkritische Dimension hinzu: „Heutzutage geht es doch – insbesondere in den Medien -primär um Innovation. Ich finde es aber oft sehr übereilt, immer gleich weiterzumachen. Man verschenkt dabei die Chance, etwas in seiner Tiefe zu erforschen. Maler machen das schließlich auch anders: Viele kommen immer wieder auf dasselbe Motiv zurück.“

THE STAGE NAMES ist also erst mit THE STAND INS abgeschlossen. Zusammen ergeben sie ein Ganzes. Besteht aber nicht dennoch die Gefahr, die zuerst erschienene Platte als der anderen übergeordnet zu sehen – zumal dies ja allein die Titel nahe legen (das gehobene „Die Bühnennamen“ vs. das etwas Mitleid erregende „Die Lichtdoubles“)?

„Wenn du zwei zusammengehörige Alben veröffentlichst, wird das zweite im Vorhinein als Ausschussware wahrgenommen. Da kann man nichts machen. Aber wenn du dir die Musik anhörst – ich finde, dass Songs auf the stand ins wie ,Blue Tulip‘ und ,Lost Coastlines‘ zum Besten gehören, was ich jemals komponiert habe“, behauptet Sheff. Stichwort „Lost Coastlines“: das letzte Lied, auf dem Gründungsmitglied Jonathan Meiburg zu hören ist. Ausgerechnet in einem Duett mit Sheff über die Schwierigkeiten, eine Band zusammenzuhalten. Mittlerweile hat Meiburg Okkervil River verlassen. Er will sich verstärkt um sein Indiefolk-Projekt Shearwater kümmern. 1999 hatte er diese Gruppe zusammen mit Sheff gegründet, um ruhigere Songs zu spielen, die nicht ins Profil von Okkervil River passen. „Es ist zwar schon traurig, ihn nicht mehr mit auf der Bühne zu haben“, sagt Sheff, „aber wir touren immer noch viel mit Shearwater – und wir übernachten dann ja nicht in verschiedenen Hotels. Wir stehen immer noch in engem Kontakt.“

Böses Blut gab es nie. Das wäre bei einer Band wie Okkervil River, die sogar gemeinsam Weihnachten feiert, nicht denkbar. Anlass zum Feiern gäbe es 2008 auch außerhalb der besinn liehen Tage. Immerhin begeht man den 10. Bandgeburtstag. Grund genug für eine Best-Of ? Wo man doch ohnehin gerade so angetan von der Idee des Verweilens und der Rückschau ist? Sheff: „Das wäre schon cool. Aber, ehrlich gesagt, habe ich noch gar nicht richtig mitbekommen, dass es uns jetzt schon so lange gibt.“

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