Folk mit Feuer


Drei aus San Francisco: Grant Lee Phillips und seine Kumpels verbinden den Klang der Wandergitarre mit höllischem Feedback

Hast Du je den Film ,My Private Idaho‘ gesehen?“ Grant Lee Phillips schiebt die Szene, um die es ihm geht, gleich hinterher: „Dieses Kind im China-Restaurant. Wie es davon redet, eine eigene Band auf den Weg zu bringen: ,Ich will den Truck fahren, die Bühne gestalten, das Licht regeln, die Saiten wechseln.‘ So mußt du dir Grant Lee Buffalo vorstellen.“ Stimmt. Die drei von der Westküste wollen soviel wie möglich selbstmachen, die Fäden fest in der Hand behalten. So erledigt Bassist Paul Kimble beispielsweise nach wie vor den Produzentenjob. Auf den Komfort eines sündhaft teuren Studios in bester Lage pfeift das Trio allerdings. Da arbeiten Grant Lee Buffalo schon lieber in einer ehemaligen Gießerei im heimischen San Francisco. Dort entstand auch das ’93er Debüt ‚Fuzzy‘. Doch die Geschichte der Band reicht wesentlich weiter zurück. Vier Jahre lang tingelte der ehemalige Filmstudent Phillips („Musik ist wie ein Polaroid“) zusammen mit Drummer Joey Peters als Exotentruppe ‚Shiva Burlesque‘ durch die Lande. Ohne großen Erfolg.

In England sahen begeisterte Kritiker das Quintett zwarauf den Spuren der Doors, von Love oder lohn Cale. Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) fristeten die beiden Platten von Shiva Burlesque im heimatlichen Amerika das etwas traurige Dasein von Werken, die angeblich schön, aber leider nicht erhältlich sind. Wer sie trotzdem in seinen Besitz brachte, konnte folgendes feststellen: Schon damals entblätterten Grant Lee Phillips und sein trommelnder Kollege (sowie drei später ausgeschiedene Mitmusiker) den Mythos USA. Eine erfreuliche Unart, die die beiden zusammen mit Bassist Paul Kimble heute noch pflegen. Nachzuhören auf G.L.B.-Songs wie ‚America Is Snoring‘ (aus dem Album ‚Fuzzy‘) oder ‚Lonestar‘ (von der am 12.09. erscheinenden LP ‚Mighty Joe Moon‘). „Der amerikanische Traum“, meint Phillips, „ist genau das-ein Traum. Andererseits aber gibt’s die amerikanische Realität. Eine Wirklichkeit, mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Songs wie ‚America Is Snoring‘ versuchen, Traum und Realität zu trennen.“ „Nimm all die großartigen Songs der Buzzcocks, spiel sie langsam auf einer akustischen Gitarre-und es wird klingen wie Shiva Burlesque“, meint G.L.B.-Songwriter Phillips. Wenn er heute seine akustische Gitarre voll verzerrt ins tosende Inferno prügelt, fühlt der Zuhörer sich eher an frühe Jesus & The Mary Chain-Tage erinnert. Phillips verliert bei aller Ernsthaftigkeit die elementaren Dinge des Lebens nicht aus den Augen: „Es gibt sicherlich jede Menge großartige Musik, die nur deshalb geschrieben wird, weil man mit jemandem ficken möchte.“ Ein Gedanke, den sogar Nicht-Musiker ohne weiteres nachvollziehen können.