Fleet Foxes – Fleet Foxes


Es gibt Platten, die verlangen einem etwas ab. Die machen sich eckig, verschlungen, schräg, eng, tun clever und kapriziös und locken den Hörer, sich ihnen fasziniert anzunähern, immer mehr und langsam hineinzufinden in ihren Zauber, ihr Geheimnis, ihre Kraft. fleet foxes ist ganz anders. Dieses Album verlangt nichts. Es steht mit offenen Armen da. Fleet Foxes ist eine Platte wie ein weit geöffnetes Scheunentor mit einem großen „Willkommen“-Schild davor. Man muss nur hindurch treten und sie gehört einem und man gehört ihr. So einfach.

Die Musik auf dem Debüt von fünf bärtigen jungen Männern aus Seattle ist so klar und erhaben, so unbehaftet von Attitüden, Moden, Dünkel und Klischees, so pure Musik um der Musik Willen, wie pet sounds oder eine Bach-Messe einer mitunter durch tiefe Täler führenden Suche nach einer höheren, schier spirituellen endless harmony verschrieben, dass sie in ihrer archaischen Reinheit wie gerade vom Himmel gefallen wirkt.

So frisch und doch vertraut, denn sie rührt an etwas sehr Grundliegendem, Tiefem, das jeder, der einmal mit zwei Jahren ein Lied vorgesungen bekam und das angenehm fand, in sich hat: Eine Liebe zu den Tönen selbst, zu Klängen und Harmonien, eine Liebe, die erst einmal nichts mit all dem zu tun hat, womit Musik aufgeladen werden kann. Die Musik der Fleet Foxes rührt nicht zuletzt in diese Tiefen, weil das Ur-Instrument schlechthin stolz in ihrem Zentrum steht: die menschliche Stimme, von der hier vier besonders schöne Exemplare – allen voran Robin Pecknolds strahlender Tenorin Szene gesetzt sind; in Harmoniepassagen von solch betörender, entwaffnender Schönheit, dass sie noch dem strengsten Grindcore-Freak ans Herz greifen sollten.

Ganz recht: Das hat erst mal nichts mehr mit Pop zu tun, das geht viel tiefer. Aber natürlich steckt auch viel Pop-Feel drin in Pecknolds delikat komponierten Songs und den akustisch-warmen Instrumentierungen und mal ätherischen (Spezialität: Kathedralen-Hall galore), mal treibenden Arrangements, die immer genau das intuitiv Richtige tun. Und die bei aller Verwurzelung in – an keinem spezifischen Landstrich verortbaren – Folkmustern auch Strukturen der Klassik, asiatische Melodietupfer, afrikanische Rhythmen und das Erbe einer güldenen Westcoast-Rocktradition verweben. Heraus kam etwas Erhabenes. Musik, die nur sie selbst ist. Und nie mehr sein muss. Das Tor steht jederzeit offen.