Fink


„Fläming Lips für Arme“ nennt Nils Koppruch das? Dann sei der Bettelmann fürs eine Mal ein Kaiser.

Einer möchte sein Lieblings-Finklied hören.“.Ich wein’einen Fluss!“ ruft er aus dem mundig Orangehouse herouse Nils Koppruch zu.“.Dos tut mir sehr Leid“, lächelt der mit einer Mischung aus Trockenhumor und Empathie.“.Aber es befreit. Koppruch wirkt in der Tat so, als wüsste er ein bisschen was übers Traurigsein, mit seiner leisen Art und den melancholischen Augenbrauen, die die Tatsache sicher begünstigt haben, dass seiner Band immer wieder gern der „Schwermüter“-Stempel aufgedrückt wird. Aber dann lächelt er dieses Lächeln, das Pole schmelzen kann, blitzt ein Witz auf oder gehen Fink in einer Besetzung wie dieser aktuellen hier auf Tour, und es wird klar, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Koppruch und sein letzter verbliebener Ur-Fink-Partner Andreas Voß sind flankiert von Oliver Stangl und Red von der 8and Missouri. Die beiden Teilzeitfinken mit ihren coolen Dapper-Dan-Haaren pusten an Gitarre/ Pedalsteel respektive Gitarre/Billigkeyboard den Wind durch die Finkmusik, der auch schon auf der neuen Platte haiku Ambulanz weht. Live brät das noch eine Ecke drahtiger, noisiger, bei der neuen Fink-Erkennungsmelodie „Fliegen“, bei „Niemand gibt gern auf“ oder den zu eckigem Reaggae umarrangierten“.Fisch im Maul“ und „Sonne nicht gesehen“. Dazwischen immer wieder diese heimelige Mischung aus lakonischem Humor und angeschickert Lynch-esquer Abgründigkeit.“.Wir haben gestern in einem Hotel übernachtet, da gab es nur zwei Räume. Eine Tür mit der Nummer 13 und eine, hinter der war direkt ne Mauer“, erzählt Koppruch.“.Da haben wir dann geschlafen. Und dann hob ich heute morgen direkt dieses Lied geschrieben. “ Und spielt die tiefschwarze Moritat“.BilligerTrick“, schu-hu-huuh. Zum gruseligen „Wo geht das Licht an?“ kommen sie dann mit Lesetaschenlampenbrillengestellen und in seltsamen Kostümen auf die stockdunkle Bühne.“.Fläming Lips für Arme“ nennt Koppruch das später. Funktioniert aber super. Zum wärmenden Schluss gibt’s dann zwar nicht den Wein-Fluss, dafür den schönsten aller Fink-Tränenreißer. „Das Liebste“. Alle umarmen sich. Oder denken zumindest darüber nach. Ja, das befreit.

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