Fesselnd: Nobuyoshi Araki fotografiert Lady Gaga
Nobuyoshi Araki, einer der kontroversesten japanischen Künstler der Gegenwart, macht 15 Jahre nach seinem Covermotiv für Björks „Telegram“ eine zweite Ausnahme und lichtet Lady Gaga ab
Nobuyoshi Araki ist 71. Und einer der erfolgreichsten Fotografen Japans. Fast jede Frau seiner Heimat will sich von ihm fotografieren lassen. Dabei fesselt Araki seine Frauen, verziert ihre Körper mit Vibratoren und lichtet sie ab. Seine Bilder verstören. Oder irritieren zumindest. Denn so wie bei Helmut Newton konfrontieren sie den Betrachter mit der Frage nach männlichem Machtanspruch. Und doch verweist Araki darauf, dass „Kinbaku“ eine traditionelle Kunstform in Japan ist, die mit dem westlichen Begriff des Fesselns nichts gemein hat, sondern die Kunst der Verpackung mit der des Blumensteckens (Ikebana) vereint. „Ich fessele den Körper einer Frau nur deshalb, weil ich ihr Herz nicht fesseln kann. Nur ihre physischen Körperteile können gefesselt werden. Das Fesseln einer Frau wird zu einer Umarmung,“ betont Araki 2008 anlässlich seiner Ausstellung in der Jablonka Galerie in Berlin. Im Gegensatz zum westlichen Bondage dient die Fesselung nicht der Unbeweglichkeit des Körpers, sondern wird zum Kunstwerk, indem sie die Schönheit des meist weiblichen Körpers unterstreicht.
Nachdem der Japaner bisher mit einer einzigen Ausnahme – er fotografierte Björk, die eine glühende Anhängerin seiner Kunst ist, für das Cover ihrer „Telegram“-LP 1996 – nur japanische Frauen fotografierte, machte er nun eine zweite Ausnahme. Er fotografierte Lady Gaga. Und dass sich damit erneut eine der selbstbestimmtesten, übermächtigsten Frauen des Popbusiness in Arakis Hände begibt, sollte seine westlichen Zweifler eigentlich verstummen lassen.
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