Feine Reime
Von Künstlern für Künstler: Beim Frankfurter Label 3p bestimmen Musiker selbst, wo die Musik spielt und wie sie sich anzuhören hat.
Eine „Artist Company“ wollen viele Plattenfirmen sein, doch nur auf wenige trifft diese Bezeichnung derart schnittkantenlos zu, wie auf das Label 3p aus dem Frankfurter Stadtteil Rödelheim. Die drei „P“ stehen für „Pelham Power Production“ – und schon dies zeigt, wer der Mastermind der Firma ist: Moses Pelham, der fälschlicherweise mit einem Raufbold-Image stigmatisierte Rapper. Gemeinsam mit seinem Partner Thomas Hofmann geleitet Moses von der Rödelheimer 3p-Villa aus Aas wie das eigene Rödelheim Hartreim Projekt (RHP), Illmatlc, Bruda Sven, Sabrina Setlur oder Xavier Naidoo auf ihren Wegen in die Charts. Wege, die sich drastisch von den ausgelatschten Pfaden des Business unterscheiden. Das liegt vor allem an der ungewöhnlichen Entstehungsgeschichte der Firma: „Am Anfang“, erinnert sich Moses Pelham, „waren wir eine Produktionsfirma für unsere eigene Band, die die Kontrolle über das Marketing haben wollte und deshalb zu einem Label geworden ist. Wir haben zunächst für unsere eigenen Bedürfnisse eine Label-Struktur geschaffen, die wir unseren Freunden nun auch zur Verfügung stellen können.“ Freunde, ist das Schlüsselwort: 3p versteht sich als das kreative Sammelbecken für Rap- und Gesangstalente aus dem direkten Bekanntenkreis von Pelham und Hofmann. Deshalb ist der Rapper lllmatlc auch der einzige 3p-Act, der „von außen“ zu den Rödelheimern stieß – er warf sein Demo bei einem RHP-Konzert auf die Bühne. Alle anderen Künstler kannte man von früher Ein Pool, in dem sich noch viele kreative Köpfe tummeln. Moses: „Es gibt so viel Talent in unserem direkten Umfeld, daß es ziemlich unwahrscheinlich ist, von außen etwas nehmen zu müssen. Deshalb gibt es bei uns auch keine A&R-Arbeit im klassischen Sinn“.
Sehr wohl jedoch gibt es eine Menge Label-Arbeit im klassischen Sinn. Gestartet als reine Produktionsfirma, hat sich 3p zu einem kreativen Dienstleistungsuntemehmen mit zur Zeit acht fest angestellten und etlichen freien Mitarbeitern gemausert. Thomas Hofmann, der Pelham 1986 auf einem Basketballplatz im Rödelheimer Biegwald kennengelernt hatte, kümmert sich vor allem um das Label, Moses um die Musikproduktion. Hofmann: „Moses als Controlfreak wollte mehr und mehr selbst machen. Er hat ja schon als 14jähriger seine ersten .Pelham Power Tapes‘ gemixt und auf Schulhöfen verkauft. Moses ist die Galionsfigur, der Mastermind und das Herz von 3p.“ Für Moses selbst ist die Entwicklung von 3p ein natürlicher Evolutionsprozeß: „3p ist aus den Bedürfnissen des Künstlers Moses Pelham entstanden. Inzwischen haben neue Bedürfnisse weitere Strukturen hervorgebracht. Trotz aller Ambitionen versuchen wir aber immer, in der Nähe unseres Kemgeschäftes zu bleiben.“ Solche Wachstumsbereiche könnten Videoproduktion, TV- und Radiopromotion oder Grafik sein. Mit dem Vertrieb und der weiteren Arbeit des Major-Partners („Sony Music“) ist 3p restlos glücklich, will ansonsten aber eigenständig bleiben.
Eines der wichtigsten Erfolgsrezepte für neue 3p-Künstler war und ist das „Puff Daddy“-Prinzip: Etablierte Acts featuren die Newcomer so lange, bis sie kommerziell auf eigenen Füßen stehen und ihrerseits dem „Nachwuchs“ auf die Sprünge helfen können. So rappte Sabrina Setlur zunächst bei RHP, Xavier Naidoo sang bei Setlur, lllmatlc und Bruda Sven rappten für Naidoo und so weiter. Für Moses ist dies jedoch alles andere als ein Marketing-Gag: „Es doch das natürlichste der Welt, auf meinen Label-Mate zurückzugreifen, wenn ich auf meiner Rap-Platte einen gesungene Hookline brauche. Vor allem, wenn der dann auch noch einer begnadetsten Sänger überhaupt ist. Wir haben das nie als Marketing-Konzeption gesehen. Auch ‚Freisein‘ ist kein Marketing-Coup gewesen. Sabrina hatte ein Stück geschrieben, das sie nicht selbst singen konnte. Xavier sang es – und alle waren zufrieden.“ Sehr zufrieden ist man bei 3p auch darüber, daß neben prächtiger Verkaufszahlen auch „Echos“ über das Label regneten. Mittlerweile ist der legendäre Alu-Koffer mit der Aufschrift „3p – Mehr Echos“ voll: „Da passen ja auch nur sechs Stück rein“, lacht Moses. „Aber ehrlich gesagt: Wir haben acht von diesen Koffern.“