Fan Fan Fanatisch
Fan verspeist Idol - Eckhart Schmidt drehte mit Nichts geht bekanntlich über einen gesunden Skandal, gilt es, die Werbetrommel zu rühren. Dank des Wirbels, den "Fan" Hauptdarstellerin Desiree und ihr Manager noch rechtzeitig inszenierten, wußten jetzt alle Bescheid, daß sich Miß Nosbusch wieder ein paar Minuten lang unbekleidet präsentiert auch diejenigen, die sich ursprünglich überhaupt nicht für den Streifen interessierten.
Fan verspeist Idol — Eckhart Schmidt drehte mit Nichts geht bekanntlich über einen gesunden Skandal, gilt es, die Werbetrommel zu rühren. Dank des Wirbeb, den „Fan“‚Hauptdarstellerin Desiree und ihr Manager noch rechtzeitig inszenierten, wußten jetzt alle Bescheid, daß sich Miß Nosbusch wieder ein paar Minuten lang unbekleidet präsentiert auch diejenigen, die sich ursprünglich überhaupt nicht für den Streifen interessierten. Fur „extrem, exzentrisch und pathetisch“ hält Eckhart Schmidt seinen Film .Der Fan“. Der 44jährige Münchner Filmkritiker und Publizist (Kulturmagazin „S!A!U!“), der sich Ende der 60er Jahre schon einmal als Filmregisseur versuchte (Jet Generation“ und „Atlantis – ein Sommermärchen“), hat nach zwölfjähriger Pause diesmal einen Spielfilm gedreht, der sich mit dem Verhältnis zwischen Idol und Anhanger auseinandersetzt. „Ich weiß, daß du mich liebst. Und ich: ich liebe Dich.“ schreibt Fan Simone (Desiree Nosbusch) an ihren Schwärm, den Popstar „R“ (BodoStaiger/Rheingold). Und da sie sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, daß so ein Idol die Gefühle einer schwärmerischen Verehrerin einfach nicht erwidert, bekommt stellvertretend der Briefträger die Prügel, als die ersehnte Antwort ausbleibt. Simone verschließt sich vor ihren Eltern, vernachlässigt die Schule und türmt schließlich aus der heimischen Kleinstadt nach München, um dort vor den Fernsehstudios ihrem Idol „R“ aufzulauern. Als er, von Autogramm-Jägerinnen umringt, ihr endlich wahrhaftig einen Blick zuwirft, fallt sie vor Glück gleich in Ohnmacht und wird von ihrem Märchenprinzen geweckt. Der nimmt sie mit zur Aufnahme ins Studio – allerdings nur, um sie später in einer leerstehenden Wohnung zu vernaschen. Regisseur Eckhart Schmidt zeichnet Figuren und Situationen dieser gut einstündigen Vorgeschichte im Film sehr holzschnittartig und läßt kaum ein Klischee aus: Simones Vater glotzt abends stur fern, schaltet andererseits jedoch der Tochter das geliebte TV-Programm mit „R“ vor der Nase aus. Die Mutter ist lieb und hilflos und „R“ schließlich ein seelenloser Schönling, der in einer SS-artigen Uniform auf dämonisch macht und lieblos die Schwärmerei junger Mädchen ausnutzt. Wer freilich diese eher lahmen Anfangsszenen des Films durchsitzt, kommt noch auf eine seine Kosten: Denn kaum will „R“ seinen „Fan“ nach dem kurzen Liebesakt wieder abschieben, wird er die Geister, die er rief, nicht mehr los. Simone schlägt ihr Idol im blinden Liebeswahn nieder und beginnt sich – Freud hätte seine Freude – ihr Idol einzuverleiben. Und das »zum Fressen süß“ ist diesmal wörtlich zu verstehen! Mit einem elektrischen Brotmesser tranchiert Simone liebevoll ihr Idol, packt Armchen und Beinchen in die Tiefkühltruhe und geht zum Gulaschkochen über. Nach der Mahlzeit zermahlt sie sorgfältig die letzten Knochen in der Kaffeemühle zu Mehl und streut es vor dem Fernsehstudio, am Ort der ersten Begegnung, aus. Zu Hause erwarten die Eltern die Ausreißerin – zum Verzeihen bereit… Die Säge-, Schnippel- und Kochszenen in der Küche hat Eckhart Schmidt ohne großes Filmblutvergießen eher zurückhaltend inszeniert, wenn man an vergleichbare Kino-Horror-Ware denkt. Ihm kam es eher darauf an, Gedanken zum Fan/Idol-Verhältnis schon überdeutlich in Bilder umzusetzen. Mehr Glück als mit der Nosbusch hatte Schmidt mit Bodo Staiger. Im Film agiert er als Darsteller zwar drehbuchgemäß nur roboterhaft und gibt dazu noch eine schöne Leiche. Mehr Profil läßt ihm seine Rolle als Komponist/Interpret des Soundtracks „R“, der auch als offizielle zweite Rheingold-LP veröffentlicht wurde. Staiger: .Alle Stücke auf der Platte haben mit dem Thema ‚Fan‘ zu tun. Wir haben in diesem Sinn keinen ‚Soundtrack’geschrieben, sondern wir wußten von Anfang an, daß wir von dem Film eine Platte machen. Wir haben die Stücke geschrieben, die sowohl für den Film als auch für die LP gelten.“ Aufmerksamen Betrachtern wird auffallen, daß Regisseur Schmidt seine Idol/Fan-Geschichte nicht nur kritisch auf die Musikszene bezogen wissen möchte. Von Anfang an ist der Film durchsetzt mit Bildern und Zeichen anderer .Fans“ und ihres einstigen .Idols“: Die Kamera schwenkt in München die verbliebenen Bauten der Nazi-Ära ab. Bilder jubelnder Massen von den Olympischen Spielen 1936 schieben sich zwischen die Porträts von „R“. Sieg-Heil-Rufe sind in den Soundtrack gemixt. Solche historischen NS-Bezüge überfrachten die Filmstory allerdings eher als ihr zu nützen. So ist Schmidt zwar ein provozierender Beitrag zum Thema Star-Kult gelungen, der als Film freilich nur im zweiten Teil überzeugt.