Eurythmics


Auf einmal waren sie wieder da. Sensationell und doch einfach so: Annie Lennox und Dave Stewart, besser bekannt und sehr berühmt als die Eurythmics, das am besten stilisierte Duo der 80er, die perfekt inszenierten Gegensätze schlechthin. Er der Stoiker, chronisch ausdruckslos und der musikalische Direktor mit der Nicht-Mimik, sie der facettenreich-androgyne Widerpart. Es hätte also richtig schön werden können. Von wegen sentimentale Reise, verklärte Jugenderinnerungen – die Eurythmics haben schließlich einer Menge Leute beim erwachsen werden geholfen. Doch eins fehlte ganz entschieden bei der Reunion von Annie und Dave: ihr kühler Synthie-Pop, diese Musik mit dem Gefrierbrand-Charme, die war leider nicht da. Ist möglicherweise irgendwo verschütt gegangen, hat sich selbst atomisiert, wer weiß das schon so genau? Stewart und Lennox jedenfalls nicht. Denn die beiden machten sich der Soundvöllerei schuldig, mieteten eine Band, die sich an der eigenen – vermeintlichen – Virtuosität einen abfiedelte und spartanische Songs wie „Who’s That Girl“ oder „Here Comes The Rain Again“ wahlweise mit Keyboard-Kaskaden, Schlagzeug-Soli oder Saxophon-Getröte zukleisterte. So etwas macht Pickel auf den Geschmacksnerven und verursacht emotionales Sodbrennen. Und Dave Stewart tat an der Gitarre sein übriges und spielte Soli, für die er sich früher selbst gegeißelt hätte. Sicher: Singen kann Annie Lennox immer noch, trotzdem: Die Eurythmics und die 90er – sie sind nicht füreinander gemacht. Da kann Annie Lennox m noch so sanft säuseln „Hey, hey, I saved the world today“. Aber weil die Mainstream-Einsülzung für die gute Sache passierte und der Erlös partiell an amnesty international und Greenpeace ging, flüstern wir den Eurythmics nur eins hinterher:

„Peace“.