Es ist längst Schluß mit lustig. Aber das weiß Guildo Horn auch selbst
Heißt Deine neue Platte nur „Schön! oder ist sie es auch?
Also mir gefällt die gut, ein paar Stucke hör ich rauf und runter-mein erster Ansprechpartner bin schließlich ich, und ich mag sie. Außerdem gilt: Jede Zeit ist schön.
Wie Du und Dieter Thomas Kuhn an den deutschen Schlager rangegangen seid, das ist doch eigentlich durch, oder?
Das glaub ich auch, da bin ich totaler Realist. Aber ich finde nicht, daß wir beide auf die gleiche Weise an den deutschen Schlager rangegangen sind.
Worin lagen die Unterschiede?
Kuhn hat immer Lieder gesungen, die er eigentlich scheiße fand. Er war ein Schlagerparodist. Ich dagegen suche mir immer das aus, was mir gefällt, und ich mag Schlager wirklich. Und er hat mal gesagt: „Ich hab Musikgeschichte geschrieben.“ Aber dazu muß man erst mal selber Musik geschrieben haben. Ich kenne Bach und die Beatles-die haben Musikgeschichte geschrieben.
Und welche Rolle hat Herr Horn gespielt?
Ich bin ein Spielmann, der die Leute unterhält, ein Entertainer, manchmal auch ein Kasper – da mache ich mir nichts vor. Auf kein Fall soll man denken, daß man ein Rebell ist, der die Welt verändert. Campino von den Toten Hosen hat mich mal auf einer Party angequatscht. So von wegen „Für dich sind unsere Texte ja wohl auch Schlager, was?“ Ich hab dann geantwortet Junge, mach dir doch nichts vor“. Und er dreht sich rum und geht – damit war für den die Birne geschält.
Die ganze Musikwelt – ein universeller Gesamtschlager?
Nein, natürlich nicht. Aber vieles, was oft nur unter anderen Kategorien läuft.
Zum Beispiel?
Die Ärzte und ihr Song „Männer sind Schweine“. Und auch ihr „Schrei nach Liebe“ hat-trotz Punk-Rhythmus-etwas Schlagerhaftes. Es ist übrigens eines der besten kritischen Lieder mit deutschem Text, trotzdem non-direktiv, auf jeden Fall geschmeidig.