Ersatzflimmern
Dear Science, Wer gerne auch mal wissend nickt, wenn keiner guckt, sollte das hier lesen (zumindest bis „Bratkartoffel“)! Es gibt wunderbar unkomplizierte Worte, die vermitteln schon auf den ersten Blick den zuvorkommenden Eindruck des Selbsterklärenden. Und es gibt Worte wie „Affenskat“. Die tun nur so. „Quatsch nich‘!“, blafft das Hirn mit seiner als „Fantasie“ gepriesenen Alleskönnerattitüde dazwischen, „das krieg ich hin!“ Und schiebt Tisch und Hocker vor das innere Auge. Bier noch. Zigaretten. Schon kann man sie froh lieh reizen und stechen sehen. Die Affen. Wie drollig. Nur: Skat ist nicht Mau-Mau! Und selbst daran wäre wohl noch die weltklügste Schimpansin Washoe, im Oktober 2007 leider verstorben, gescheitert. Also: Affenskat geht nicht! Das Wort allerdings auch nicht mehr so einfach weg. Schuld übrigens: Heinz Schenk, der Mainzer TV-Showmaster mit Popularitätspeak in den 70ern. Der bringt sogar Popmusikbezug mit, „Erbarme, die Hesse komme!“, dem weltgrößten Hit der Regionalkapelle Rodgau Monotones sei Dank. Zitat daraus:“Unser David Bowie heißt Heinz Schenk.“ Und jetzt hat sich auch Mike Skinner einen Gedanken bei Heinz Schenk geliehen: dass in unserem irdischen Sein alles nur geliehen ist, nämlich. Das hat Schenk 1978 schon erkannt, und The Streets bereiten das jetzt für die junge Generation auf, Kollege Rehm geht da gleich mal gucken, ob er für unsere mit erotischen Querverweisen gespickte „Laderampe“ ein schönes Foto vom ARD-Apfelweinwirt findet. Auf heinzschenk.com stößt er unter der Rubrik Bilder auf zwei Unterpunkte: „Autogrammkarte“ und, Sie ahnen es: „Affenskat“.
Ich kann nur warnen: Wer auf „Affenskat“ klickt, hat erst einmal ausgenickt! Denn da sitzt Schenk im lichten Schwarz-Weiß der späten 60er in Anzug und Schlips, das Haar streng Richtung Bürzel gewachst, in einem gekachelten, trostlosen Souterrain auf Tischeck mit einem Schimpansen und erklärt ihm was. Die Regeln vom Skat, vermutlich. Der Schimpanse schaut interessiert. Doch auf dem letzten Foto hocken er, Schenk und ein weiterer Herr nur noch da und trinken Bier. Sag ich doch: Affenskat geht nicht. Aber interessant, dass sie es versucht haben. In einer pioniergeistvollen Zeit, in der stinkende Chemiebaukastengebräue und überfordert dreinschauende Primaten noch für ein quecksilbriges Ausprobieren vordem Herausfinden standen. Und nicht immer nur googlen. Da sitzt man stumpf davor, gibt Worte ein wie „Affen-skat“ und staunt still in sich hinein. Nichts stinkt. Freilich kann man aber auch die Suchmaschine mit quecksilbrigen Promoternamen füttern und schauen, was passiert. Diese Menschen, die in unsere Redaktion hinter Vorab-CDs hertelefonieren, haben nämlich fast alle so turbulente Namen, dass man sich als Koch, Winkler, Götz ganz klein mit Hut machen möchte. Unlängst google ich also eine nette Promoterin, die mit Vornamen auch nicht gerade Christine heißt und hinten: Bier. Finde heraus, dass sie einen Hund hat, der ein mal an Pusteln litt, groß genug, um in einer TV-Tierarzt-Doku behandelt zu werden. Schließlich blättere ich im Onlinetelefonbuch, um zu sehen, wie viele Menschen immer ihr eigenes Bier mitbr…Äh, schon okay. Und stoße auf ein Architekturbüro, das von zwei Herren geleitet wird-den Herren Bier und Korn. Doch bevor meine Fantasie beginnt, zwei torkelnde Anzugträger auf schwankenden Baugerüsten ins Unheil zu schicken,denke ich: Bratkartoffel! Denn das sei unser beider Safeword, lieber Leser. Und meine vorletzte Karte obendrein: Mau! Und: Mau-Mau!