Eric Clapton
Seit drei Jahrzehnten ist der "Journeyman" Eric Clapton mit seiner Gitarre unterwegs. In London durchstreifte er in insgesamt 17 Shows noch einmal alle Statten seines musikalischen Wirkens: An einem Abend spielte er Rock, am nächsten trat er mit einem ganzen Philharmonischen Orchester auf. ME/Sounds besuchte die Bluesnacht, die Clapton mit Robert Cray und Buddy Guy bestritt.
Da war mal wieder alles vom Feinsten: die Bühne in dunkles Lila getaucht, ein einsamer Scheinwerfer. Eric Clapton lächelt breit und lässig. Und so spielt er dann auch Gitarre – relaxed und klanglich nur ganz leicht verzerrt – mit locker versetztem Timing. „Blues Night“ in der Londoner Royal Albert Hall – eine Hommage an jene Musiktradition, aus der Clapton stammt. Seit Monaten ist das Konzert ausverkauft, genau wie alle anderen siebzehn Londoner Shows, die Clapton mit stets wechselndem Programm bestreitet: Mal gibt es Rock, mal ein Zusammenspiel mit dem „National Philharmonie Orchestra“. Der Journeyman“ Eric Clapton durchreist noch einmal alle Stätten seines musikalischen Schaffens und landet doch wieder beim Blues.
„Key To The Highway“ – gleich im ersten Stück finden Bassist Richard Cousins und Drummer Jamie Oldaker den gemächlichen, lockeren Rhythmus, in dem sich der Brite so gerne bewegt. Ganz ruhig und selbstversunken steht Clapton in der Bühnenmitte, spielt mit geschlossenen Augen. Nur ab und zu schlackert sein linkes Bein in dem feinen Zwirn, den Modeschöpfer Gianni Versace eigens für den Gitarristen schneiderte.
Ein Bluessänger mit Feeling war er zwar schon immer, doch Claptons Gesang ist eher noch gereift. Seine Stimme klingt meist weich und warm, ab und zu aber wird sie brüchig wie bei seinem Vorbild Ray Charles. „Have vom ever loved a woman so much, you would iremble wiih pain.“ Da schimmert durch, daß der britische Wandersmann auch selbst so manchen Blues erlebt hat. Sauber setzt Clapton die Gitarrenfillings zwischen die Gesangszeilen, und munter perlt dazu das Piano von Johnnie Johnson, dem Keyboarder aus Chuck Berrvs Band. Doch bevor alles zu perfekt wird, mißlingen in „All Your Love“ einige Tempowechsel. Erfrischenden Session-Charakter hat es auch, wenn Clapton seiner nur für diese Show zusammengezimmerten Band unbekümmert die Tonartwechsel zuruft: „Down to G!“
Zeh für den ersten Special guest. Zeit für Robert Cray, der ohnehin auf jeder Blueshochzeit tanzt und auch an Claptons neuem Album mitwirkte. Dieser tritt dezent in den Hintergrund, zündet sich eine der zahllosen Zigaretten des Abends an und läßt seinen jungen Kollegen erst mal den alten Blues „Going Down Slow“ singen. Als Cray mit dem Bassisten ein Tänzchen hinlegt, beginnt auch der eine oder andere Zuschauer im Plüschsesselchen hinund herzurutschen.
Der Chicago-Bluesgitarrist Buddy Guy aber war dann der Überraschungsgast, der dem Kammerblues von Clapton und Cray doch noch den nötigen Biß gab. bevor es allzu gemütlich wurde. Mit Afro-Frisur und Seidenkaftan bringt er auch optisch Farbe in die Show und zieht mit einer knackigen Version des alten Hits „Money“ die beiden jüngeren Musiker mit. Nach gut zwei Stunden gehen die drei Gitarreros gemeinsam durchs Ziel, und Mr. Slowhand köpft sich zünftig den Staub aus dem Anzug.