Eric Clapton
„Eric, Eric“, brüllen 3000 Schotten, das Hallenlicht geht aus noch mehr Jubel! —,und die bekannten Anfangstakte von „Everybody’s Oughta Make A Change“ erklingen. Wenige Minuten später steht fest: Bei Old Slowhand ist, entgegen dem Songtitel, alles beim Alten geblieben.
Auch wenn Keyboard-Veteran Chris Stainton – der seiner Pilzkopf-Frisur seit den 60er Jahren die Treue gehalten zu haben scheint manchmal mit ein bißchen Synthesizer dazwischenzirpt, liegt das Schwergewicht auch heute noch auf den Roots.
Eine nicht ganz unwichtige Veränderung hat es jedoch gegeben, Claptons Gitarrenkollege Albert Lee gehört nicht mehr zur Band; er spielt jetzt bei den Everly Brothers.
An Albert Lees Stelle ist Tim Renwick (früher u.a. bei Elton John und Gary Brooker) getreten. Er kommt dem Stil Claptons etwas näher als sein Vorgänger und stellt somit keine ganz so kongeniale Ergänzung des Meisters dar wie der atemberaubend schnelle Gitarren-Virtuoso Lee.
Fünf Songs von Eric Claptons neuer LP BEHIND JHE SUN wurden bei der Tour-Eröffnung in Edinburgh zum ersten Mal live vorgestellt. Erster Eindruck: Gegenüber den Clapton-Standards fallen die Neulinge kompositorisch etwas ab, aber im Konzert gelang es dem Veteranen des weißen Blues immer noch, sie durch seine energiegeladenen Soli vorwärtszutreiben.
Auf LP muß man ihnen vielleicht etwa mehr Zeit geben – „Tangled In Love“ ist zum Beispiel ein entspannter Blues-Pop-Ohrwurm im Stil des,späteren Clapton, „Same Old Blues“ – auf LP eher durchschnittlich – entwickelte sich auf der Bühne zu einer beachtlichen Jam-Session.
Den stärksten Eindruck hinterließ „Knock On Wood“, auf der neuen LP bezeichnenderweise auch die einzige Cover-Version eines bekannten Songs. Der knapp 20 Jahre alte Hit von Eddie Floyd mit seinem dahinrollenden Memphis-R & B-Rhythmus (Clapton-Bassist Donald „Duck“ Dünn spielte übrigens schon beim Original mit) hat das Zeug dazu, einmal zu einem ebensolchen Clapton-Klassiker zu werden, wie „Tulsa Time“ – einer der Höhepunkte der Show – oder „Cocaine“, das mit Southern-Funk-Intro und Wah-Wah-Effekten modernisiert wurde.
Die Konzerte von Eric Clapton, der schon seit Jahren nichts mehr auf den Ruf des Gitarren-Helden gibt, sind heute eher die Team-Arbeit einer Gruppe gut aufeinander eingespielter Musiker. Selbst vor 3000 Zuschauern kommt intimes Club-Feeling auf. Da wird viel improvisiert, wobei sich selbst der Boß schon mal auf der Gitarre verhaut-Memphis-Altmeister Donald „Duck“ Dünn lächelt nur müde und macht sich mit der obligatorischen Zigarette zwischen den Fingern wieder an seine fetten Baß-Sounds.
Slowhand ’85 – das ist, um mit einem der neuen Songs zu sprechen, der selbe alte Blues, was bei Eric Clapton als Kompliment anzusehen ist. Auf die nächsten 20 Jahre!