Eric Burdon: Ich würde alles nochmal so machen


Der harte Eric Burdon hat auch seine Sentimentalitäten – nämlich seine Liebe zu Good Old Germany. Hier heiratete er seine zweite Frau, eine junge Deutsche aus Baden-Würthemberg, die ihn im Oktober 1974 zum ersten Male zum Vater machte. Und Eric, voll Vaterstolz, soll die Absicht haben, der Eric Burdon Band wie auch der, fix und fertig als Band im Safe lagernden, neuen LP ihren Namen, „Mirage“, zu geben. Diese Produktion wurde im August 1973 in einem deutschen Studio aufgenommen. Eric, inzwischen 33 Jahre alt, hat mittlerweile auch die Plattenfirma gewechselt. Mit der LP „Sunsecrets“ – größtenteils eine Zusammenstellung neu produzierten Animals-Materials – nahm er nun auch Anlauf für seine neue Plattenkarriere. Zweiter Schritt wird, wie es heißt, die lange gehortete LP, die übrigens zur allgemeinen Überraschung, in deutschen Landen entstand.

„Es gefiel uns allen ausgesprochen gut in Deutschland. Amerika ist crazy. Hier dagegen ist alles viel entspannter, da kannst du noch Mensch sein.“ Der Arbeitersohn aus New Castle, dem englischen Kohlenpott, wohnt seit 1967 in Californien. Hier traf er Baßmann Randy Rice und die beiden Schwarzen Alvin Taylor (Schlagzeug) und Aalon Butler (Gitarre). „Wir sind ganz erstaunt, daß die Deutschen Eric immer ein warmes Plätzchen in ihrer Erinnerung freigehalten haben,“ begeisterte sich Alvin 1973, nach ihrer ersten Deutschlandtournee. „Wir selbst haben eine volle Breitseite deutscher Herzlichkeit abbekommen. In dieser Atmosphäre wollten wir unsere erste gemeinsame LP bauen.“

Nach acht Tagen heiser

Leider wurde die LP nicht ganz fertig. Nach acht Tagen war Eric heiser und verschwand mit Band und Frau nach Amerika. Aber auch dort lief nichts, was die Öffentlichkeit bewegte. Erics Firma, „Far Out Production“, ansässig am berühmten Sunset Boulevard, kümmerte sich um den glanzvollen Aufstieg der Burdon Band Nr. 3. „War“, von Eric 1970 ins Leben gerufen, schlägt sich seit Erics Abgang im Jahre 71 erfolgreich durch die amerikanischen Hitparaden.

„Aalon wird ein zweiter Hendrix“

Solchermaßen finanziell gesichert, konnte der Altstar in aller Stille sein Comeback vorbereiten. Er produzierte eine weitere LP, besagte „Sunsecrets'“. und mischte die erste LP fertig ab. Endlich sind die Vier die perfekte Einheit geworden, von der Eric immer geträumt hat. „Das ist bisher meine beste Band! Aalon wird ein zweiter Hendrix. Er muß nur aufpassen, daß er sich nicht auf einem endlosen Ego-Trip verliert.“

„Eric leidet mit den Unterdrückten“

„Alvin ist erst 22,“ sagt Eric. „Aber so einen potenten Schlagzeuger siehst du nicht alle Tage.“ – „Aalon und ich“, sagt Alvin, passen großartig zusammen. Eines Tages wird Eric uns verlassen, aber dann hat er uns alles gegeben, was er auch seinen anderen Bands hinterlassen hat.“

Was gibt Euch Eric? „Er ist ein Mensch, der die Zusammenhänge in dieser Welt durchschaut. Er empfindet tief und menschlich – nicht so oberflächlich wie diese aufgeblasenen Heinis aus dem Show-Biz in Hollywood. Er leidet mit den Unterdrückten, er setzt seine Mittel für sie ein. Er schreibt und komponiert für sie oder über sie. Wir waren unwissend, bevor wir ihn trafen Er hat uns sehen und verstehen gelehrt.“

Immer randvoll mit Drogen und Alkohol

Die Unterdrückten, das waren immer schon die Schwarzen. 1962, als Eric mit Alan Price die Animals ins Leben rief, legte er gleich einen astreinen schwarzen Bluesgesang vor. Die Klagen der amerikanischen Sklaven vermischten sich mit den düsteren Erinnerungen an die Kindheit im Elendsviertel von Newcastle.

„Später ist mir das Thema etwas entglitten,“ erinnert sich Eric. „Wir gingen 1964 nach London, weil da alle wichtigen Dinge passierten. Da wurden wir alle verrückt. Immer randvoll mit Alkohol und Drogen – das war damals große Mode – verlangten wir immer mehr Geld. Daß wir von den Geiern des Pop-Buisiness gleichzeitig ordentlich ausgenommen wurden, haben wir gar nicht gemerkt.

Psychedelisches Wochenende mit Jimi Hendrix

In einem lichten Moment hatte er den Eindruck, in Amerika bahne sich eine friedliche Lösung für viele Konflikte der westlichen Industriegesellschaft an: Die Flower-Power-Bewegung zog ihn 1967 magisch nach San Franzisco. „Ich verbrachte mit Hendrix ein unvergeßliches psychedelisches Wochenende und beschloß zu bleiben.“ Nach einigen LSDgetränkten LPs kam das böse Erwachen: „Die paranoide Polizei der Westküste hat die Bewegung brutal zerstört.“ Und Eric war wieder beim Thema. Mit der schwarzen Band War erhob er Anklage. „Eric Burdon erklärt den Krieg“ (Eric Burdon Declares War), mit diesem Spruch gab er seinen Einstand. Durch seine Bandkollegen konnte der Negerfreund zum erstenmal aus erster Hand das Leben in den schwarzen Ghettos kennenlernen. Heute solidarisiert er sich mit den Indianern.

Erics Lebensziel ist der Film

Erics Lebensziel ist immer noch der Film. „Deshalb wollte ich ja nach Hollywood. Jetzt will ich erst mal diese Band in Schwung bringen, dann . . . kann ich vielleicht endlich filmen.“ Der Countdown für Erics neues Comeback läuft. Er singt mit ungebrochener Leidenschaft, wie in seinen besten Tagen. „Die Musik war immer die große Liebe meines Lebens. Auch wenn ich nicht reich geworden wäre ich würde alles noch ‚mal so machen.“ Allein während der Animals-Zeit gingen 15 Millionen DM durch seine Hände. Jetzt hält Far Out das Geld zusammen. Und der Held der Unterdrückten kann in Ruhe seinen Mercedes 450 chauffieren.