Erdmöbel
Die Lieder anderer Leute: Die Kölner Exil-Münsteraner zelebrieren angenehm ironiefrei ihren Anzugträger-Rock'n 'Roll.
Es geht gar nicht darum, dass die vier Herren und der Herr Blechbläser (Posaune, zuweilen auch Waldhorn) als Gast der Band auf der Bühne gut sitzende Anzüge tragen. Anzüge kleiden Männer, die sich seit Jahren im allerbesten Alter befinden. Und doch sind die schnieken Tapeten ein Statement: Erdmöbel waren in Bezug auf ihre Erscheinung immer schon ein bisschen früher dran mit dem Gesetzt aussehen, und man mag sich einen wie Sänger, Gitarrist und Texter Markus Berges, das Haupthaar sich lichtend, gar nicht in Jeans vorstellen.
Erdmöbel machen Station in ihrer (Exil-)Heimatstadt, live bringen sie auf die Bühne, wie gut sie die Lieder anderer Leute zu ihren Songs gemacht haben, und das Schönedaranist, dass das Ganze eine komplett ironiefreie Veranstaltung ist. Und ist das Original musikalisch auch noch so kläglich oder auf der Textebene schwer dürftig: Wenn Erdmöbel Songs covern, dann riecht der Konzertraum nach Ehrlichkeit. „What’s New, Pussycat?“ von der Testosteronpeitsche Tom Jones wird nun mal zu „Was geht, Muschikatz?“ und in dieser Eins-zu-eins-Ubersetzung des Originals ist sowohl die Dämlichkeit des Textes als auch die Verbeugung vor dem Original mit drin. Was selbstverständlich auch für die anderen Coversongs von No.1 Hits gilt, die Erdmöbel, „quasi als unsere eigene Vorband“, so Berges, zu Gehör bringen. Die schwere Gitarrenduftmarke aus Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ tutet das Waldhorn in null Komma nichts weg; in „Einer wie wir“, im Original Joan Osbornes „One Of Us“, können auch Atheisten eine Form von Glauben finden – und dem stumpfen Eurotrash-Stampfer „Up And Down“ von den Vengaboys spendiert Markus Berges Würde, die der Song bisher nicht hatte: „Auf und ab“, singt er, und dabei hüpft er nicht etwa wild in die Höh, sondern federt leicht in den Knien. Weshalb Herr Berges anmutet wie eines dieser Pferdchen auf einem Kinderkarussell, das so zwangsläufig wie ausdauernd im Kreise springt. Dann ist der Support-Job vorbei, es treten erneut auf: Erdmöbel. Mit ihren großen Hits, die die Charts nie gesehen haben: „Dreierbahn“, „Genau wie ich mir es wünsche“ und „In den Schuhen von Audrey Hepburn“. Und morgen ist wieder Rock’n’Roll. Jede Wette, dass Erdmöbel dafür ihre Anzüge noch einmal frisch aufbügeln.
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