Endlich trägt das Selbstvertrauen


Dave Gahan muss nicht mehr beweisen, dass er mehr ist als der Sänger von Depeche Mode. Selbst Martin L. Gore hat ihn als Songautor akzeptiert und seine Familie will von der Rampensau Dave ohnehin nichts wissen. Die besten Voraussetzungen für Soloalbum No. 2. Und ein gutes, aufgeräumtes Gespräch.

Kann man mal hinfahren, muss man aber nicht: Die Hamptons erstrecken sich rund hundert Kilometer am Ostende der Halbinsel Long Island, knapp zwei Stunden von Manhattan entfernt. Dass diese Landzunge vor allem immer wieder als Antwort auf die Wo-Frage in Berichten einschlägiger Klatschzeitschriften auftaucht, liegt an folgendem Umstand: Jeder New Yorker, der es sich leisten kann und etwas auf Stand und Ansehen hält, besitzt hier draußen sein Sommerhäuschen. Oder gleich eine Villa.

Hübsch ist es ja hier, keine Frage. Die Städchen und Dörfer achten darauf, dass möglichst keine Neubauten das pittoreske Erscheinungsbild mit seinen oft ein paar hundert Jahre alten Häuschen verschandeln. Finanziert wird das dann offenbar alles nicht unwesentlich durch ahnungslose Journalisten mit Auge und Sinn für touristische Gelegen- und Gegebenheiten am Wegesrand, die am Strand parken, ohne zu ahnen, dass dafür eine Extraerlaubnis notwendig ist. Und die nach einem Bad im Atlantik ziemlich verdattert auf einen 250-DolIar-Strafzettel gucken. Also: Wer nicht in New York lebt, spart sich die Hamptons besser und fährt lieber an die Nord- oder Ostsee.

Dave Gahan treffen wir zum Interview im Garten des also genau 299 Jahre alten „1708 House“, einer ehrwürdigen Bed&Breakfast-Pension im Herzen der immerhin von 55000 Menschen bewohnten Kleinstadt Southhampton. Der Sänger einer der erfolgreichsten Bands unseres Planeten hat hier draußen ein Haus, das seine Familie nicht nur im Sommer aufsucht, sondern auch für Wochenenden zwischendurch. „Besonders im Winter ist das toll, wenn der Ozean so richtig wild wird.“

Der Popstar sucht in den Hamptons einen Ausgleich zur Hektik Manhattans, wo er lebt, sagt er: „Ich glaube, man braucht das, speziell, wenn man älter wird.“ Um sich den jetzigen kurzen Sommerurlaub leisten zu können, wurde es in New York City für Gahan aber gleich noch ein wenig hektischer. Mit dem Album, welches am 19. Oktober erscheinen wird, ist er nämlich gerade erst fertig geworden, ein „Mörderstress “ sei das zuletzt wieder gewesen. Dafür hat er jetzt Zeit für seine Frau und die Kinder -wie versprochen. Sein Ältester, Jack, kommt extra aus London geflogen, auch der Sohn von Gattin Jennifer, Jimmy, ist da, und vor allem die gemeinsame Tochter, Stella Rose, acht Jahre jung, ist begeistert von Strand, Sonne, Meer. Und wie steht es mit Dave Gahan: Ist der bleiche Junge aus Essex an der kühlen britischen Ostküste ein beach boy?

Kannst du einfach nur so daliegen und ein Buch lesen?

DAVE GAHAN: Es fällt mir schwer. Aber ich bemühe mich, trainiere es sogar ein bisschen, abzuschalten. Ich fahre auch gerne noch weiter Richtung Osten, nach Montauk. Dort wird der Strand einsamer und das Meer wilder, das mag ich lieber.

Bist du auch zum Songschreiben in die Hamptons gefahren?

Einige Texte habe ich mir hier einfallen lassen. Die Ruhe hilft dabei sehr, seine Gefühle zu ordnen. New York hingegen inspiriert mich zum Musikschreiben. Ich habe ja mit dem Produzenten Andrew Philipott und Keyboarder Christian Eigner (eigentlich gelernter Schlagzeuger-Anm.d. Red.) gearbeitet, die auf der „Touring The Angel“-Tour mit dabei gewesen waren und vor allem beim Komponieren eine große Hilfe darstellten. Wir hatten in dieser Konstellation schon vor ein paar Jahren angefangen zu schreiben: Songs, die ich fürs letzte Depeche-Mode-Album beisteuern wollte – „Suffer Well“ zum Beispiel. Nach der Tour trafen wir uns, um neue Ideen auszutauschen. Christian hatte da schon allerlei Melodien und Akkordideen, die mich inspirierten.

War vor zwei Jahren auch schon klar, dass du eine weitere Platte machen wirst?

Wir begannen in meinem kleinen Studio in Manhattan erst einmal ohne irgendeine weitere Planung. Aber schon nach zwei Wochen waren wir übers Schreiben hinaus: Christian entwickelte stetig neue Ideen am Piano, ich ließ mir weitere Musik und vor allem Worte dazu einfallen, wir hielten alles fest und gaben die Aufnahmen Andrew, der dann Atmosphären drum herumbastelte. So standen nach zwei Wochen bereits grobe Songskizzen.

AberwaS damit anfangen? Schon während der Endproduktion des 2005er-Depeche-Mode-Albums playing the angel hatte das Trio an einer zusätzlichen konkreten Songidee gearbeitet (daraus sollte später „Saw Something“ werden, das erste Stück von HOURGLASS). Aber statt Martin L. Gore und Andrew Fletcher davon zu erzählen, behielt Dave Gahan dieses Lied bzw. dessen Skizze lieber für sich. Mag es nun daran gelegen haben, dass ihm das Selbstvertrauen fehlte. Mag es daran liegen, dass Dave ahnte, dass der Entwurf von „Saw Something“ schon der Beginn von etwas Neuem sein wird. Als er dann schließlich mit der Arbeit in seinem Heimstudio begann, erzählte er auch seinem Label, Mute, nichts davon.

Bei Paper Monsters war Mute-Chef Daniel Miller noch skeptisch gewesen, ob du das wirklich kannst: Songs schreiben, ein Soloalbum stemmen. Wir war es diesmal?

Vollkommen anders. Nachdem ich ihn schließlich über meine Pläne informiert hatte, hörte er sich ein paar Songs an und war richtig begeistert. Die Songs seien viel besser als die von Paper Monsters. Er war richtig heiß darauf, weitere Songs zu hören. Als wir dann die zehn Stücke beisammen hatten, kam von ihm nicht etwa „Ich brauche noch mehr Songs!“ oder gar der Klassiker „Wo ist die Single?“. Im Gegenteil. Er gab mir das Gefühl, dass HOURGLASS komplett ist. Daniel schlug dann Tony Hoffer für den Mix des Albums vor. Und auch das haben wir in meinem Studio gemacht, in dem Haus, in dem ich mit meiner Familie lebe.

Wie hast du dir Daniels Begeisterung erklärt?

Ich bin als Songschreiber besser geworden. Echt! Das wirkt jetzt vielleicht ein wenig… plump. Ich meine, wer hätte das gedacht?! (lacht) Aber gestern spielte ich die Platte einem Freund vor, und der meinte auch: „Dave, du kannst ja tatsächlich Songs schreiben!“

Du kannst nach der „Playing The Angel-Tour 2005/6 keine lange Pause gemacht haben…

Stimmt. Ein paar Monate. Aber dadurch, dass ich das Studio im Haus habe, fühlt sich das alles nicht so nach Arbeit an. Das ist eher wie im Hobbykeller. Und da die Tour wirklich Spaß gemacht hatte, brauchte ich auch keine große Erholung.

Das Album beginnt mit der Zeile „After the storm hadpassed/l wondered how long the break in the clouds would last“. Wohl nicht uon ungefähr…

Mein ganzes Leben lang, bis zu paper Monsters, dachte ich, ich müsste mich ständig beweisen. Ich wollte allen beweisen, dass ich mehr kann, als der Sänger von Depeche Mode zu sein – vor allem mir selbst. Bei HOUR-GLASS wardieser Druck schließlich komplett verschwunden. Die Lieder kamen sehr unerzwungen, entspannt zu uns. Und auch das Konzept, das Album von der Kostbarkeit der Zeit und des Lebens handeln zu lassen, passte dazu.

Wo ist der Druck geblieben?

Paper Monsters war erfolgreich und kam in den meisten Kritiken sehr gut weg. Noch wichtiger war mir allerdings, dass Martin und Fletch drei meiner Songs für Depeche Mode akzeptiert haben. Das hat mir unheimlich viel bedeutet. Diese Songs dann auch noch zusammen mit meiner Band … sorry, mit Fletch und Martin – die hören das nicht gerne, wenn ich „meine Band“ sage -… jedenfalls diese Songs gemeinsam live zu spielen, das war die Krönung. Diese Begeisterung und das gewonnene Selbstvertrauen tragen mich seither durch mein künstlerisches Leben.

Dave Gahan erzählt dann davon, und das beileibe nicht zum ersten Mal, wie es ist, bei Depeche Mode zu sein – an der Seite von Martin L. Gore zu arbeiten. Der Ehrgeiz, es als jungenhafte, offensichtlich ziemlich naive Vertretung der erklärt kurzlebigen Laune „Synthiepop“ über die Jahre trotzdem an die Weltspitze zu schaffen, bis heute dort oben zu bleiben und schließlich auch in ihrer Heimat einigermaßen ernst genommen zu werden, dominierte und dominiert diese Band. Sich nicht auf der Vergangenheit ausruhen, nicht dem eigenen Trademark-Sound verfallen, sich bloß nicht wiederholen – das sind die Herausforderungen für Depeche Mode. Wohl nicht von ungefähr macht der ohnehin schweigsame Martin L. Gore die meiste Zeit einen etwas verkniffenen Eindruck.

Unter diesen Umständen zu bestehen, nach 25 Jahren endlich auch Gores Segen als Songschreiber zu empfangen, überhaupt selbst kreative Entscheidungen bei Depeche Mode beeinflussen zu können, das hat Dave Gahan befreit. Das war schon bei den Interviews zu Paper Monsters zu spüren, so ganz sicher war er sich seiner Sache damals, 2003, allerdings noch nicht… Da sagte er tatsächlich noch Sätze wie: „Ich will nicht bemitleidet werden, ich will nur, dass man mich beachtet …In der Hauptsache möchte ich von Martin beachtet werden.“

Ist Hourglass ein mutiges Album?

Ich meine ja. Ich spreche meine Themen sehr ehrlich und realitätsnah an. Auch den Kampf, den es letztlich bedeutet, in einer festen Beziehung zu leben. Das ist für mich nämlich nicht einfach und auch nicht für meine Frau, mit mir zusammenzuleben. In mir stecken ja all diese unterschiedlichen Persönlichkeiten.

Diese Ambivalenz versucht offenbar auch deine Platte abzubilden. „Deeper And Deeper“ zum Beispiel ist ein ziemlich krasses, clubbiges Sexstück.

Da kommt das Tier in mir zum Vorschein. Der Hengst, (lacht) Ein Teil von mir ist sehr überlegt und fürsorglich. Ein anderer aber eben sehr egoistisch, spaßgeil und ungezügelt.

Lassen sich dieser Vater auf Familienausflug in die Hamptons und der zügellose Rockstar überhaupt vereinen? Oder akzeptierst du und muss auch deine Frau einfach akzeptieren, dass es diese unterschiedlichen Daves gibt?

Ich möchte weder den väterlichen noch den unväterlichen Aspekt meines Charakters außer Acht lassen. Ich bin nun mal auch ein Egoist. Mir ist es schon wichtig, dass sich manchmal alles nur um mich dreht. Nur, sobald du Kinder hast, geht es eben um die Kinder. Da spielst du als Vater erst mal keine große Rolle, (lacht) Schimpfen die auch mal: „Papa, hör endlich auf, hier den Rockstar zu spielen!“?

Sobald ich durch die Tür komme! Stella Rose kann das überhaupt nicht ab, die interessiert sich auch noch nicht besonders für meinen Beruf oder meine Musik. Meine Frau toleriert meine Bühnenpersönlichkeit höchstens eine Woche, dann stellt sie mich vor die Wahl, zu gehen oder mich ins Familienleben einzufügen. Diesen inneren Kampf in Songs zu packen, ist ein erstklassiges Ventil. Du kannst „Diva-Dave“ nicht zu Hause ausführen, dort ist kein Platz für ihn. In meiner Musik schon.

Und deine Frau ist erleichtert, dass du nur noch – wie eben in „Deeper And Deeper“- darüber singst, dir in einem Club ein Mädchen zu schnappen und es mit ihr zu treiben? Oder macht sie sich dennoch Sorgen?

Diese Tage sind vorbei. Aber da sie meine Frau ist, weiß sie, dass diese hedonistische Seite ein Teil von mir ist. Sie ist sehr verständnisvoll. Und es hilft, dass sie selbst Schauspielerin ist. Sie weiß, dass man in Charaktere eindringen kann, ohne deren Erfahrungen zu teilen.

Aber wie du selbst gesagt hast: Du bist kein Schauspieler, du bist diese unterschiedlichen Charaktere.

Deshalb ist es so wichtig, nach einer Tour den Gang rauszunehmen und zur Ruhe, zur Besinnung zu kommen.

Und dieser introspektive Dave findet sich dann wiederum in neuen Songs wie „Miracles“ oder“Endless“ wieder?

Ja, wobei „Miracles eben genau von meiner gespaltenen Persönlichkeit handelt. Ich will an Dinge glauben, weise sie aber im selben Moment zurück.

Zum Beispiel?

Ich will an eine Kraft glauben, die das Universum regiert. Aber ich habe das Gefühl, dass da einfach gar nichts ist. Diese Ironie beschreibe ich in „Miracles“. In diesem Song ist jede zweite Zeile genau der Widerspruch zur jeweils ersten. „Endless“ war richtig schwierig. Den Song haben wir in vier oder fünf verschiedenen Arrangements aufgenommen, bis er gepasst hat…

Aber sein Text hat dir die Idee für den Albumtitel gegeben, oder?

Genau. Die Sanduhr, das ist die Metapher. Nicht nur für das Album, sondern für mein Leben. Sie ist auch so ein Widerspruch: Du schaust sie an und denkst, da läuft die Zeit davon. Dabei ist noch genau so viel Sand drin wie zu Beginn.

Deine Lebensuhr war allerdings tatsächlich schon einmal so gut wie leer. Heute scheint wieder mehr Sand darin zu sein…

Da gebe ich dir recht. Weißt du, was an so einer Sanduhr überhaupt das Beste ist?

Sag es mir!

Immer, wenn die Zeit abgelaufen ist, kannst du sie umdrehen und wieder von vorn anfangen. Herrlich! (lacht) Und trotzdem: Du bist unwiederbringlich vergangene Woche 45 geworden.

Ja, es ist schon seltsam, darüber nachzudenken, über das Alter und alles. Mir macht es allerdings immer Spaß, Martin und Fletch zum Geburtstag zu gratulieren. Die sind nämlich schon 46 … stets ein Jahr älter als ich.

Mir scheint, dass das Alter bzw. das Älterwerden ein Schlüsselthema von Hourglass ist.

Das ist auf jeden Fall so. Und weißt du, was die Quintessenz aus meinen Überlegungen ist?

Nein.

Dass es okay ist.

Dass was okay ist? Älter werden?

Dass es okay ist, mit dem Älter werden zu hadern. Dass man ruhig darüber schreiben soll, dass man sich einerseits nicht damit abfinden muss, es aber schließlich doch akzeptieren muss. Dass man ehrlich mit seiner Vergänglichkeit umgehen sollte.

Was bedeutet das konkret?

Schau mal, ich bin ein, nennen wir es: Rockstar. Ich gebe auf der Bühne eine besondere Figur ab, und ich möchte meinen: nicht die schlechteste. Nur ist diese Figur nicht endlos konservierbar. Ich renne und singe gegen mein eigenes Verfallsdatum an. Ich tobe dort oben herum wie ein 25-Jähriger, aber ich bin weiß Gott kein 25-Jähriger mehr. Doch ich weiß auch: Ich habe den 25-jährigen Burschen noch in mir. Diese Begeisterungsfähigkeit, die Neugierde. Besonders seit Stella Rose auf der Welt ist, habe ich neuen Schwung entwickelt und auch aufgehört, ständig schlecht gelaunt und muffelig zu sein.

Das liegt aber wohl auch daran, dass du keine Drogen mehr nimmst und auch keinen Alkohol trinkst.

Natürlich auch. Aber es kommt eben vor allem darauf an, dein Leben selbst zu gestalten. Nicht zu lamentieren, sondern zumachen. Jahrelang, auch als schon Schluss war mit den Drogen, saß ich mit Freunden zusammen und jammerte: „Ach je, ich würde so gerne mal ein Soloalbum machen, aber niemand traut mir das zu“ -bis ich mein eigenes Gejammere einfach leid war.

Dave Gahan hat so viele Krisen durchgemacht. Und mit seinen schwersten wurde er Mitte der 90er schließlich sogar ein Fall für die Boulevardpresse – und fast einer für den Bestatter: Dave Gahan war schwer drogenabhängig, unternahm einen Selbstmordversuch, war nach

einer Überdosis so gut wie tot. Nun, für die typische Midlifecrisis ist da heute vielleicht auch einfach kein Platz mehr: „Schöne Frauen, schnelle Autos, und was weiß ich … das war ja lange genug Teil meines Lebens“, sagt Dave. Davon kann er heute erzählen, und er kann darüber singen. Weniger über die Vorzüge der schönen Frauen und der schnellen Autos, sondern im Gegenteil darüber, dass er jemand war, „der ich nicht sein wollte. Und ich wollte jemand sein, der ich zu dem Zeitpunkt aber nicht sein konnte, weil ich schwach war.“ Dave Gahans Leben war damals „klein, verschlossen und kaputt“. Ohne in ein Interview, ein Kennenlernen über gerade einmal eine Stunde zu viel hineininterpretieren zu wollen: Dave Gahan ist heute offen, wirkt überaus stabil – und er zeigt Größe, eben auch gerade darin, nicht mehr zu jammern über Martin L. Gore oder die restliche böse Welt.

Du wirkst trotz deiner Drogeneskapaden nicht unbedingt wie ein Mittvierziger. Du siehst fit und gesund aus. Was tust du für dich?

Seit zehn Jahren nicht mehr zu saufen, hilft vermutlich sehr, (lacht) Daran musste ich mich aber erst einmal gewöhnen, schließlich war Alkohol sehr lange ein fester Bestandteil meines Lebens. Aber als ich so weit war, kam spürbar die Energie zurück. Aber machen wir uns nichts vor, wenn ich morgens aus dem Bett steige, fühle ich mich wie jeder andere 45-Jährige auch: Mir tut der Rücken weh, und ich brauche erstmal zwei Tassen Kaffee, bevor ich halbwegs den Tag beginnen kann. Ansonsten laufe ich gerne, und ich verbringe so viel Zeit wie möglich mit meinen Kindern. Klar, die Kids sind anstrengend, und manchmal nerven sie auch, aber sie halten dich auf Trab und machen dich glücklich. Ich habe zwei Jungs im Teeniealter, und bei vielem, was die gerade so erleben, habe ich das Gefühl, ich erlebe das auch. Jimmy meinte neulich sogar: „Dave, du benimmst dich schlimmer als die Jungs in meiner Klasse.“

Welche Musik hört deine Tochter Stella Rose?

Diesen Kinderkram. „Hannah Montana“, „High School Musical“, die ganzen Disney-Sachen hak. Sie hat das Bühnen-Gen, auf jeden Fall mehr als die beiden Jungs. Obwohl sie beide Gitarre spielen. Jack ist sehr kreativ und hat ein kleines Ministudio in seiner Bude in London. Stella Rose aber liebt es zu singen, eine Show hinzulegen, überhaupt ist sie ein beängstigend selbstbewusstes und freches Mädchen. Jen, meine Frau, ist als Schauspielerin ja auch sehr kreativ, das färbt natürlich auf die Kleine ab.

Wie geht es jetzt weiter? Gehst du auf Tour?

Für eine Tour gibt es im Moment noch keine konkrete Planung. Vielleicht nächstes Frühjahr, mal schauen. Vermutlich wird das keine große halbjährige Tour, aber vielleicht geben wir ein paar Konzerte hier und da.

Und, wirst du auf der nächsten Depeche-Mode-Platte gleich die Halte der Songs schreiben?

Das müssen wir mal sehen. Ich weiß, dass Martin bereits fleißig am Schreiben ist, auch Christian, Andrew und ich werden weiter an Songs arbeiten. Wir haben uns vage für den Herbst verabredet, um mal zu schauen, was wir so an Material haben, und vielleicht auch, um gemeinsam noch mehr Songs zu schreiben.

Heißt das, 2008 kommt das nächste Depeche-Mode-Album?

Weiß ich noch nicht. Es wird auf jeden Fall wieder eins geben, aber einen Zeitplan haben wir dafür nicht. Mal sehen… Vollkommen ausschließen würde ich eine Platte so gegen Ende nächsten Jahres auf jeden Fall nicht. www.davegahan.com