Elton John


Nach zweijähriger Planung und 11 Millionen Mark auf der Spesenseite ist der Moment der Wahrheit gekommen. Elton John hat sich den Wunsch erfüllt, mit großem Orchester aufzutreten — und die honorigen Herren des Melbourne Symphony Orchestra — übrigens großteils jünger als der Herr Popstar selbst hatten sich bereiterklärt, mit der schnöden U-Musik ein Techtelmechtel zu wagen.

Eine solche Paarung ist nun beileibe nichts bahnbrechend Neues (Elton selbst hatte schon 1973 mit dem London Symphony Orchestra einen Versuch in die Richtung E- meets U-Musik unternommen!), doch die Begeisterung des 88 Mann hohen klassischen Klangkörpers für vermeintlich mindere Pop-Musik dürfte bislang einzigartig gewesen sein.

Nachdem der erste Teil des Konzertes mit der gewohnten Band noch dem rockigeren Repertoire gewidmet war (Elton diesmal im feschen Tina Turner-Look!), erscheint der“.Maestro“ nach der Umbaupause im stilgerechten Amadeus-Kostüm. Hinter sich den voluminösen Naturklang unzähliger Violinen, geraten gerade die ruhigeren Songs zu prachtvollkonzertanten 5-Minuten-Sinfonien, die das kompositorische Talent des Elton John schön ins Licht rücken. „Blue Eyes“. „Rocket Man“. „Your Song“, „Daniel“, alles Kleinode, die mit diesem Tage ihr endgültige Präsentationsform erreicht haben müßten.

Doch auch mit Orchester kann die Post abgehen. Etwa die alles beschließende sechste (!) Zugabe „l’m Still Standing“ mit rasenden Achtelstakkatos der vereinten Kräfte (insgesamt 101 Mann!).

Nur eines trübte diesen Abend. Eltons Stimme schien den Geist aufzugeben —, die hohen Noten wollten nicht und nicht kommen. Dieses Problem in Form von Stimmband-Verknotungen wurde zwar zwei Wochen danach in einem Hospital in Sydney aus seiner Kehle entfernt, doch oh Elton John je wieder so schmachten wird können, bleibt abzuwarten.