„ElektroCouture leuchtet immer“: Gründerin Lisa Lang über ihr Design
Heiß wird es um die leuchtende Mode von Lisa Lang; CEO des Berliner Fashion-Start-up ElektroCouture Lisa Lang: Mit ihrem tragbaren Licht hatte die einstige IT-lerin von Beginn an eine Fanbase. Mittlerweile stehen Designer und Unternehmen bei der 33-Jährigen Schlange, um sich auf dem Weg ins Fashiontech-Universum von ihr beraten zu lassen.
ME.STYLE hat die Jungdesignerin in ihrem frisch bezogenen Studio am Tempelhofer Ufer besucht und sie erklären lassen, warum Smart Fashion, also intelligente Kleidung, der Mode-Trend der Zukunft ist.
ME.STYLE: Wie bist du darauf gekommen, Mode und Technologie zu kombinieren?
Lisa Lang: ElektroCouture entstand aus einer Art Frustration heraus. Ich hab‘ mich immer gefragt, warum ich nicht hübsch und smart zugleich aussehen kann? Für mich war immer wichtig, zwischen den ganzen Jungs in der Technikfirma meine Weiblichkeit zu behalten, aber trotzdem tough zu sein.
Mode war immer von Technologie beeinflusst und in den letzten Jahren ist das einfach nicht mehr passiert. Es hat sich so angefühlt als würden alle schlafen und nur ich bin wach.
„Es hat sich so angefühlt als würden alle schlafen und nur ich bin wach“
Wir hatten von Anfang an nicht nur Kunden, sondern auch Fans. Viele Frauen in Senior-Position sind auf mich zugekommen und haben sich gefreut: „Endlich mal was für uns.“
Wie arbeitet ihr?
Wir haben mit Machine-Hacking begonnen. Das heißt, wir haben Strickmaschinen gehackt und sie soweit programmiert, dass wir jedes beliebige Design auf dem Computer erstellen und damit Textilien bedrucken können. Heute kannst du mir ein Foto schicken und ich strick dir einen Pulli draus.
Der Job der Zukunft: Fashiontechnologe
Mittlerweile hast du sogar ein eigenes Studio für Jungdesigner…
Es kamen viele Designer zu mir, die meine Arbeitsweise lernen wollten, weil man das an den Modeschulen nicht unterrichtet. So ist das Studio entstanden. Designer kommen für ein oder zwei Kollektionen zu uns und wir entwickeln und produzieren die Kollektionen gemeinsam. Die Mindestvoraussetzung für die Teilnahme an Projekten von ElektroCouture sind gute handwerkliche Fähigkeiten – die Maschinen übernehmen nicht alles. Bald wird es bestimmt den neuen Job des Fashiontechnologen geben; so, wie sich einst der Beruf Webdesigner etabliert hat.
Wie würdest Du ElektroCouture beschreiben?
ElektroCouture leuchtet immer. Mittlerweile haben wir uns zu einem Matchmaking-, Kurations- und Beratungs-Unternehmen erweitert. Design- und Technologiefirmen wollen wissen, wie sie in die Fashiontech-Branche hinein kommen. Ihnen fehlt jeweils eine Komponente. So bringen wir die Leute zusammen.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für Dich?
Es gibt zwei Ansätze für Nachhaltigkeit. Entweder du produzierst etwas, das sehr lange hält und man wenig waschen muss. Dann hast du nur fünf Kleidungsstücke, die aber in Farbe und Form variieren können. Oder du holst dir jeden Tag ein neues Kleid vom 3D-Drucker oder vom Baum. Abends legst du es dann in den Baum zurück und bekommst etwas Neues.
„Oder du holst dir jeden Tag ein neues Kleid vom 3D-Drucker…“
Das hört sich nach Science Fiction an, aber da steckt eine Wahrheit dahinter. Unsere Antwort ist Biochemie und synthetische Biologie. Die Idee mit der Natur zu arbeiten, finde ich spannend: Du nimmst etwas, trägst es und gibst es am Ende als Kompost wieder zurück.
Das „Big Picture“?
Smart-Energy-Harvesting: Eigentlich bräuchten wir gar keine Batterien, wenn wir Elektronik am Körper tragen. Als Menschen generieren wir genug Elektrizität. Das richtig große Ziel ist, komplett autark zu sein. Das heißt, Materialien selbst zu produzieren, herzustellen und so einen Zyklus zu kreieren.
Gibt es einen Trend?
Pelz war früher ganz toll und das sieht man heute nicht mehr. Das Gleiche passiert gerade mit Leder und Baumwolle. Im Januar werden wir uns deshalb stark auf „Smart Textiles“ konzentrieren. Wir experimentieren gerade mit Materialien aus Ananasblättern, Milchfasern und Kartoffelstärke.
Kannst du mir eine Vorschau auf die nächste Kollektion geben?
Kennst du das Gefühl, wenn du mit dem Flugzeug nachts in Berlin ankommst und es leuchtet alles so schön? Für Frühjahr/Sommer 2017 stricken wir Stadtpläne von Berlin auf Pullis, die dann genauso leuchten.
„Ich lasse uns gerne unterschätzen“
Hast du vor, in Berlin zu bleiben?
Der Standort Berlin ist für uns aufgrund der Ökosysteme sehr wichtig. In London und New York hast du kaum eine Chance. Der Berliner Senat und Berlins Partner für Wirtschaft und Technologie stehen total hinter uns. Wir haben hier alles, was wir brauchen und Leute, die uns helfen. Berlin wird einfach unterschätzt und das finde ich gut so. Ich lasse uns auch gerne unterschätzen (lautes Lachen).