Eleganz und gute Laune
iTunes-Charts vom 14. Januar 2013, Platz 29: Justin Timberlake Feat. Jay-Z, „Suit & Tie“
Ein paar Tage nach David Bowie kam Justin Timberlake ebenfalls aus der Musikrente zurück, und der machte dann aber mal richtig gute Laune. Über gute Laune zu schreiben ist schwieriger als über schlechte; so wie es ja schwieriger ist, zum Beispiel glücklich zu sein als melancholisch. Gute-Laune-Songs wiederum scheinen auch schwieriger zu schreiben zu sein als deprimierende Lieder, jedenfalls gibt es von ersteren viel weniger als von letzteren. Womöglich spiegelt das aber nur ein gesellschaftliches Missverständnis wider, wonach irgendwie tiefe, irgendwie erwachsene Gefühle wertvoller seien als vermeintlich oberflächliche, vermeintlich kindliche wie, sagen wir: Übermut. Dass hingegen Schwermut (hier ist nicht die Rede von der Krankheit Depression) auch bloß ein Ausdruck von Empfindensfaulheit sein könnte: Darauf kommt seltsamerweise niemand.
Timberlake also singt sehr fröhlich und wohlgestimmt ein modernes Soul-Stück über das gute Gefühl, als Mann Anzug und Krawatte zu tragen, sich schick zu machen auch und vor allem für eine ebenso schick gemachte Frau. Man braucht nicht mal einen verklemmten heterosexuellen Bürgerlichkeitskomplex, um diese Regung total nachempfinden zu können. Dem fügt dann noch Jay-Z einen Anzeigentext hinzu, er zählt halt paar Lieblingsdesigner auf, was den Fluss des Liedes aber nicht wesentlich stört.
Wesentlicher ohnehin ist, dass „Suit & Tie“ auch die Rückkehr eines weiteren Mannes bringt, den ernst zu nehmen in den vergangenen Jahren quasi unmöglich war: Timbaland hat das Stück mitproduziert. Für ihn scheint zu gelten, viel mehr noch als für Tony Visconti und dessen wieder aufgenommene Produzententätigkeit für David Bowie, dass erst die Zusammenarbeit mit dem richtigen Künstler ihn zur Brillanz zwingt. „Suit & Tie“ handelt nicht nur von Eleganz, das Lied klingt auch elegant. Da sieht man mal: Gute Laune ist sogar zu was nütze.