Eine schlagende Verbindung
Der Nachwuchsgitarrero mit seiner gebrauchten Taiwan-Klampfe versteht die Welt nicht mehr. Da besitzt einer ein heiliges Brett Marke Fender oder Gibson, und hat nichts besseres zu tun, als das teure Stück respektlos zu zerlegen. Jüngster Sproß der Gattung „Guitar Smasher“: Pearl Jams Mike McCready, der sich anläßlich der MTV-Awards-Verleihung an seiner Gibson Les Paul versündigte. Allerdings erfolglos, denn die solide Paula widerstand Mikes Zerstörungwut, was wiederum den Vater der schlagenden Zunft auf den Plan rief. Gitarrenmörder Pete Townshend: „Ich sollte eine Akademie eröffnen, um den Kids zu zeigen, wie man so ein Ding effektiv zerlegt.“ Pete weiß, wovon er spricht. Seit 1965 hat der Serienkiller mit dem intellektuellem Unterbau („Protest gegen den Materialismus“) Hunderten von sündteuren Gibsons und Rickenbackers das Lebenslicht ausgepustet, seine erste Klampfe mußte bereits 1958 dran glauben: Als sich Petes Oma über sein lautes Gitarrenspiel aufregte, verarbeitete der 13jährige das Instrument zu Brennholz. In den Sixties gehörte das Guitar-Smashing dann zum progressiven Ton — Hendrix übergab in Monterey seine Fender den Flammen, Jeff Beck killte eine Semi-Akustik vor laufenden Filmkameras (Antonionis „Blow Up“), Ritchie Blackmore brachte der Straf das Fliegen bei. Dann wurde es ruhig, erst der Punk der späten 70er sorgte für eine kurze Renaissance. Der Akt der Zerstörung zierte erstmals sogar ein Plattencover — Clash-Bassist Paul Simonon schlug für „London Calling“ kräftig zu. In den Achtzigern kürte man museale Sechsaiter dann zu Kultgegenständen, bis 1988 Nirvanas Kurt Cobain die hehre Rock’n’Roll-Tradition wieder gesellschaftsfähig machte. Seitdem gibt Kurt zahllosen Fender-Kopien(!) den Rest, so auch im Video zu „Lithium“. Und noch ein Star der 90er mimt den wilden Mann: Country-Liebling Garth Brooks richtete bei einer Live-Show seine Wanderklampfe hin.