Eine Musikbox im Bücherregal


50 bunte Ausflüge mitten hinein in den Pop: die SZ-Diskothek

Wer sich einen kompletten Kanon Literatur anschafft und eine ganze Regalreihe für DVDs mit Filmklassikern freiräumt, findet sicher auch noch Platz und Bares für eine als Mini-Bibliothek verkleidete Musikbox. Das dachte man sich bei der Süddeutschen Zeitung, wo solche Ausflüge weg vom sog. Kerngeschäft zuletzt erfolgreich verliefen. Das eigene Feuilleton fungiert dann sogar als Werber; tolerierbar, so lange das dort Angebotene vor allem inhaltlich Standards über übliche Buchclub-Abos hinaus setzt. Das vermag auch die SZ-Diskothek, die 1000 Songs aus 50 Jahren Rock und Pop häppchenweise in 50 schmucken Bändchen (alle vier Wochen vier neue) liefert. Wer das komplette Paket abonniert, zahlt den Vorzugspreis und kann sich durch die Jahre 1954-2004 hören – und lesen. Das Prinzip CD und Booklet wurde hier umgekehrt: Auch wenn die Songs im Mittelpunkt stehen, ist doch der Tonträger dem Büchlein beigelegt und nicht umgekehrt. In den handlichen 80-Seitern portraitieren vertrauenswürdige Haus- und Gast-Autoren von Hans Nieswandt bis zu Willi Winkler das „Popjahr“, eine Fotostrecke zeigt Popkultur, Politisches und Politika (im Jahr 1978 ominöserweise auch eine „Speisenfolge“ von Eckart Witzigmann), als „Fundstück“ dient ein exemplarisches Interview mit einem Popstar dieser Zeit, und am Ende stehen kurze Texte zu den 20 Songs des Jahrgangs. Die so geschmackvolle wie bunte Auswahl der Stücke führt weg von den Hitparaden hin zu wichtigen und vor allem auch ohne Sekundärliteratur hörenswerten Eckpunkten der Popgeschichte. Für Pophistoriker und konservative Rockalben-Akademiker ist das freilich nichts.

>>>www.sz-mediathek.de