Ein Interview in vollen Zügen mit Take That


Jochen Overbeck über Platz 1 der britischen Album-Charts vom 12. Dezember 2014: Take That, III.

Ich habe die Gruppe Take That zwei mal getroffen. Während das zweite Interview in einem gewöhnlichen Hotelzimmer stattfand, hatte sich die Plattenfirma im Vorfeld des ersten Gedanken gemacht. Das Ergebnis: ein Interview-Tag im Eurostar. Während dieser etwas enge Zug gleich einer Rohrpostkapsel von London nach Paris schoss, erzählten mir Mark Owen und Gary Barlow Wunderdinge über ihr damals aktuelles Album THE CIRCUS.

Offengestanden erinnere ich mich nicht mehr an das Interview, wohl aber an die Umstände. Der Zugboden war von einem Teppichboden indifferenter Farbe bedeckt, es müffelte leicht, gab aber immerhin Umsonst-Wasser und ein schmackhaftes Käse-Sandwich. Als der Zug bei Calais wieder das Tageslicht erblickte, bimmelten aus tausend Taschen die diversen Ankündigungstöne der „Cool, dass du da bist. Wenn du jetzt ins Internet möchtest, wird’s RICHTIG teuer.“-SMS. Die Idee von Interviews in öffentlichen Verkehrsmitteln gefällt mir seitdem gut, ich halte sie für ausbaufähig.

Warum kein angeregter Talk mit Depeche Mode im 54er-Bus der Münchner Verkehrsbetriebe, gefangen im berufsverkehrsbedingten Dauerstau vorm Luise-Kiesselbach-Platz an einem Regentag? Ein Rendezvouz mit Lady Gaga im liegengebliebenen RB 23812 zwischen Lößnitz und Zwönitz? Herrlich wäre das! Aber zurück zu Take That: Das aktuelle Album wurde teilweise von Stuart Price produziert, was sich jetzt interessanter liest als es klingt. Es heißt III, was nicht etwa daran liegt, dass es das dritte ist – es ist das drölfte. Die Band hingegen ist nur noch zu dritt.

Jason Orange ist im September ausgestiegen, Robbie Williams macht offiziell „eine Pause, um sich auf seine Solokarriere zu konzentrieren“. Das bedeutet wohl, dass er ebenfalls ausgestiegen ist, aber es aus Höflichkeit nicht sagen möchte, Engländer sind da etwas umständlich. Schön fände ich indes, würden sich nun Orange und Williams zusammentun und ebenfalls als Take That touren, eventuell unter leicht abgeänderten Namen, etwa Take Two oder Robbie Williams’ Take That.