„Earth Hour“: 5 aufrüttelnde Dokus die zeigen, wie dringend wir Klimaschutz brauchen
Am 27. März 2021 um 20:30 Uhr ziehen viele Haushalte für eine Stunde den Stecker. Dass damit längst nicht alles getan ist, beweisen diese Doku-Highlights. Zukunftsperspektiven inklusive.
Zum 15. Mal jährt sich dieses Jahr die sogenannte „Earth Hour“, eine weltweite Aktion vom WWF, die Millionen Menschen auf der Erde dazu bewegt, das Licht für eine Stunde auszuschalten. So soll gemeinsam ein Zeichen für mehr Klima- und Naturschutz gesetzt werden. Was 2007 in Sidney mit 2,2 Millionen teilnehmenden Haushalten begann, ist mittlerweile die größte Umweltschutzaktion der Welt.
Um 20:30 Uhr wird so Jahr für Jahr das Licht abgeschaltet. Ganz nach dem Motto: „60 Minuten Dunkelheit – damit anderen ein Licht aufgeht“. Zwar spart die Stunde auch Strom ein, dennoch soll vor allem auf die allgegenwärtige Notsituation unseres Planeten aufmerksam gemacht werden. Denn die Welt, in der sich der Mensch rigoros breitmacht, wird zerstört. Unsere Streaming-Tipps – die Ihr bitte nicht um 20:30 Uhr statt des Lichts anschmeißt – unterstreichen den Handlungsbedarf und zeigen klimapolitische Alternativen auf.
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David Attenborough – Mein Leben auf unserem Planeten
Er ist der bekannteste Naturfilmer der Welt, mittlerweile 94 Jahre alt und hat alle Kontinente bereist. In der Netflix-Doku legt der Brite Sir David Attenborough sein Zeugnis ab: „Wir sind über diese Welt hergefallen!“ Mit spektakulären Bildern und persönlichen Erinnerungen erzählt er von der Einzigartigkeit der Natur, genauso wie von der immer schneller vorantreibenden Zerstörung durch den Menschen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Artensterben über die Jahrzehnte, das beängstigend illustriert wird.
Sein Engagement für die Umwelt ist auch im hohen Alter nicht verebbt. Gerade deshalb stimmt seine Doku nicht hoffnungslos. Chronologisch erzählt, gibt der erfahrene Forscher am Ende nicht nur dringende Appelle, sondern Ansätze um „mit der Natur im Einklang zu leben, anstatt gegen sie“, wie Attenborough es nennt.
Streambar auf Netflix.
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Guardians of the Earth – Als wir entschieden, die Erde zu retten
Der Fokus der Dokumentation von Regisseur Filip Antoni Malinowski („Maria muss packen“) liegt auf den Verhandlungen der 21. Weltklimakonferenz in Paris. Was langweilig klingt, entpuppt sich als eindrucksvoller Politthriller. In den zwei Wochen bekommt der Filmemacher Einblick hinter die Kulissen des Klimagipfels im Jahre 2015, der damals einen historischen Ausgang nahm. „Wir wollten dorthin gehen, wo die Weltgemeinschaft den einzigen Versuch unternimmt, dieses existenzgefährdende Problem zu lösen“, erklärt Malinowski selbst.
Mit Interviewauschnitten, präzisen Porträts und der musikalischen Untermalung von Pianist Nils Frahm („Ad Astra – Zu den Sternen“) gelingt der Doku eine spannende Auseinandersetzung mit dem Thema Klimapolitik. Denn auf diesem Gipfel beschließen Jahr für Jahr Politiker*innen Maßnahmen, die Auswirkungen auf die gesamte Welt haben. Zeit also, selbst einen Blick in eigentlich verschlossene Konferenzräume zu wagen.
Streambar auf Amazon Prime Video.
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The Age of Stupid – Warum tun wir nichts?
Im Jahre 2055 blickt im fiktiven „Archiv der Menschheit“ Schauspieler Pete Postlethwaite („Inception“) stellvertretend für den Mensch aus der Zukunft auf die Bilder der Erde zurück. Während die Welt mittlerweile in Schutt und Asche liegt, schaut er sich Akten an, um zu verstehen, was die Menschheit falsch gemacht hat. Vor allem aber die bohrende Frage, warum wir nichts getan haben, obwohl wir es doch wussten? Regisseurin Franny Armstrong („McLibel“) verfolgt mit diesem Konzept ein außergewöhnliches Dokuformat. Hier gibt es wenig Interviewsequenzen oder Kommentare. Die Bilderflut soll für sich sprechen.
Die Aufnahmen sind zusammengeschnittene TV-Beiträge und Videos aus verschiedenen Bereichen der Welt unserer Zeit. So werden Katastrophen wie Hurrikan Katrina, das Gletscherschmelzen oder die schmutzigen Erdölgeschäfte neu in Erinnerung gerufen. Die kurzen animierten Sequenzen, die historische oder gesellschaftliche Themen erklären, wirken zwar wie Werbung aus den Achtzigern, geben der Doku jedoch weitere Faktenvielfalt.
Streambar auf Amazon Prime Video.
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Zeit für Utopien
Petra Wähning ändert radikal ihr Leben. Der großen Werbebranche dreht sie den Rücken zu, um auf einem Bio-Bauernhof in Bayern zu arbeiten und lernt das Hofladen-System kennen. Ein solcher kann nur entstehen durch ein genossenschaftliches System zwischen Ba/äuer*innen und Kund*innen: Sie geben im Voraus einen Geldbetrag, um ihn später in Ware zurückzubekommen. Das Wirtschaften ohne Existenzängste hat Wähning schon in einer Stadt in Südkorea kennenlernen dürfen. Hier funktioniert das System im großen Stil.
Filmemacher Kurt Langbein („Landraub“) gibt mit weiteren regionalen und internationalen Beispielen Anreize für alternative Arbeits- und Lebenswelten. Ergänzt wird das durch interessante Interviewsequenzen aus dem wissenschaftlichen Bereich. So erklärt zum Beispiel Ulrike Herrmann („Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen“) die Grundprobleme des Kapitalismus. Dabei spielt Nachhaltigkeit, ob in der Wirtschaft oder im Wohnen, eine primäre Rolle. Die verschiedenen Leuchtturmprojekte geben Mut für Veränderung im eigenen Leben – ohne gleich die ganze Welt retten zu müssen.
Streambar auf Amazon Prime Video.
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Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft
Eine allgemeine Auffrischung über die andauernde Bedrohung durch die Klima-Erwärmung gibt der Nachfolgefilm der oscarpreisgekrönten Doku „Eine unbequeme Wahrheit“ mit dem ehemaligen Vizepräsidenten und Umwelt-Aktivisten Al Gore. Wieder versucht er mit Hilfe von wissenschaftlichen Fakten und erschreckenden Bildern von Naturkatastrophen aus der ganzen Welt die Gesellschaft aufzurütteln. Dabei bemerkt er zwei große Probleme abseits von Treibhausgasen und Temperaturanstiegen: die Untätigkeit der Medien und die Inkompetenz der Politik.
Auch in dieser Doku spielt Al Gore neben dem Klima die Hauptrolle. So begleitet man ihn mit zu seinen Vorträgen, zu Schulungstreffen oder Projekten rund um den Globus bis hin zum Klimagipfel in Paris. Am Ende sind es jedoch die wissenschaftlichen Zahlen und Beispiele dieser „unbequemen Wahrheit“, die den Beitrag so sehenswert machen.
Streambar auf Netflix.