Duran Duran
Letzte Station auf ihrer Blitz-Tour durch die USA war für Duran Duran das „Roseland“ an der 52. Street von Manhattan, wo sich normalerweise die reifere Jugend beim „Ball der einsamen Herzen“ tief in die Augen schaut. Unter dem Namen „Caravan-Tour“ hatten sich die drei Rest-Duranies – Simon Le Bon, Nick Rhodes und John Taylor entschieden, lieber einen improvisierten Trip durch kleine Clubs zu machen, als sich auf eine Promotion-Tour mit Pressekonferenzen, Interviews und TV-Auftritten einzulassen. “ Wir hatten mehr Bock unsere neue LP auf der Bühne vorzustellen“, erläuterte Tastenmann Nick Rhodes anschließend ihre Taktik. „Wir wollten an Ort und Stelle feststellen wie unsere neue Musik ankommt. Denn wir sind uns absolut sicher, daß BIG THING das beste ist. was wir seil Jahren gemacht haben – ausgefeilter, besser durchdacht und ernsthafter als die Musik, die uns damals zu Teen-Idolen gemacht hat.“
Was allerdings die klassischen Teenybopper, vornehmlich weiblichen Geschlechts, nicht davon abhielt, wie damals mit spitzen Schreien ihre Idole zu begrüßen, die es nun nicht mehr sein wollen. 3500 Girls im Mittelschul-Alter preßten sich in die ehrwürdige Walzer-Halle, um Le Bon & Co. möglichst nahe zu kommen.
Unter Mitwirkung des Power-Drummers Sterling Campbell und des Ex-Zappa-Gitarristen Warren Cuccurullo kam der neue Sound scharfkantiger und unsentimentaler als früher. Vor allem die neuen Songs „I Don’t Want Your Love“ und „The Edge Of America“, klingen sehnig, spannungsreich, rockig.
Indes: Die Aufmerksamkeits-Spanne der Fans war bei den neuen Songs spürbar kurz, während „The Reflex“, „Rio“, „Hungry Like The Wolf‘ oder „Girls On Film“ und „Wild Boys“ nach wie vor die eigentlichen Knüller sind.
„Wenn die Duranies sich so bewußt von ihrer Teen-Gemeinde verabschieden wollen“, sagte ein Maßgeblicher ihrer Plattenfirma, „dann unterschreiben sie ihr eigenes Todesurteil. „
Es steht zu befürchten, daß er recht behalten wird – von Duran Duran erwarten die Rock-Geschworenen einfach nicht dasselbe, was ihre Anbeterinnen von ihnen hören wollen.
Simon Le Bon. der sich so sichtbar auch auf der Bühne um einen „erwachsenen“ Gesichtsausdruck müht, wirkte leicht verstört, und John und Nick erschienen wie abgehobene Solisten, die vergessen haben, was ihr Publikum eigentlich von ihnen erwartet.