Düstere Denker
Doch der eigenen Zukunft sieht Das Auge Gottes eher gelassen entgegen
Sie wären beinahe in den Startlöchern schon gestrauchelt. Aus Widerwillen gegen den ersten Plattenvertrag (!) verließ die Hälfte der Besatzung das seetüchtige Schiff. Das Auge Gottes aber fand tapferen Ersatz, und gemeinsam hat sich das ostdeutsche Quintett einen echten Kultstatus erarbeitet. Das Rezept scheint denkbar einfach: Eiche liefert seine kühl-ironischen Beobachtungen über das Sodbrennen in der Gesellschaft und den Seelen, die Mannschaft gießt seine intellektuellen Impressionen in schrägen, kantigen Crossover. Keyboarder Hagen z.B. ist der Klassik verloren gegangen (er hat Pauke studiert), wohingegen der neue Bassist, Jan, zuvor mit Heavy Metal seine Brötchen verdiente – es ist also kein Wunder, daß ein solch heterogenes Kollektiv seine Finger keineswegs ZÄRTLICH AUF DIE WUNDEN legt, wie der Titel des neuen Albums nahelegt. Das Auge Gottes enthüllt vielmehr wütend und lautstark, wie nahe in diesem Land Melancholie und Wahnsinn beieinanderliegen.