Drei glitschige Fragen an lan Anderson
Ian Anderson hat gleich zwei dicke Fische an der Angel: Wenn er gerade nicht mit den Rock-Rentnern von Jethro Tull den Rubel rollt, leitet er seine renommierte Lachsfarm in Schottland. Weder Fisch noch Fleisch, Herr Anderson?
Zur Einweihung deiner Lachsfarm kam sogar Prince Charles. Bist du ein Rock’n’Roller oder ein toter Fisch? Erst die Bilanz, dann der Beat?
„Sicher bin ich ein Geschäftsmann, aber als Geschäftsmann muß man soziale Verantwortung tragen. Bei mir dürfen auch die kleinen Farmer ihre Lachse verarbeiten —- ein wichtiger Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung des strukturschwachen Hochlandes. Mein Lachs wird auf der Queen Elizabeth II gereicht. Irgendwie ist es wie mit Jethro Tull: Niemand braucht Lachs oder Jethro Tull, aber es ist was besonderes.“
In einem deiner Songs singst du sinngemäß „Mrs. Maggie, häng mich an das Starkstromkabel deiner Liebe“. Gehört Maggie Thatcher auch zu deinen Lachs-Kunden?
„Ich finde, alle Menschen sollten die Chance haben, meinen Lachs kaufen zu können. Leider sieht die Realität anders aus: Auf der einen Seite breitet sich in den besseren Kreisen Wohlstand aus -— dank der Arbeit von Politikern wie Frau Thatcher. Gleichzeitig geht es dem Durchschnitts-Bürger nicht besser. Ich hoffe, daß ihre harte Politik irgendwann allen zugute kommt.“
Schon 1976 warst du „Too Old To Rock’n’Roll“, nichtsdestotrotz gehst du heute noch immer auf Tournee. Wird das nicht langsam peinlich?
„Ich finde, wir haben immer noch eine Daseinsberechtigung. Der Musik-Markt ist heute ein Karusell, das sich immer schneller dreht. Bei unseren ersten Tourneen kamen Leute um die 20, jetzt sind sie Mitte 30 und kommen immer noch. Ich sehe bei jedem Konzert aber auch eine Menge Leute, die noch gar nicht geboren waren, als wir unsere erste Platte machten. Sowas hält einen alten Rock’n’Roll-Sack wie mich frisch und knusprig.“