Dossier Prince


mit Männern und Frauen haben, um die Gesellschaft abzubilden. Der Song ‚Sexuality‘ befasste sich mit Erziehung und Bildung, ,P Control‘ und ,Sexy MF‘ handelten vom Respekt gegenüber Frauen. Doch alle Weltkonzentrierte sich immer nur auf die Titelzeilen.“

Die seltsamste von Princes Widersprüchlichkeiten ist wahrscheinlich diese: Obwohl er gerade ein absolut erfolgreiches Comeback hinlegt, quengelt er noch immer über die kleineren Verletzungen der Vergangenheit. Im Großen und Ganzen fühlt er sich geschmeichelt, wenn man ihm sagt, dass er Leute wie Beck und OutKast nachhaltig beeinflusst hat. Out-Kasts Andre 3000 beschreibt Prince immerhin als die „volle Ladung. Einer der Besten unserer Generation, ein begnadeter Musiker, der beinahe Überirdisches geleistet hat.“ Eben noch meinte Prince, dass er niemals Radio höre („Wenn ich neue Musik hören will, dann mache ich welche“), aber darauf angesprochen, wie er das Cover von „Darling Nikki“ der Foo Fighters findet, zitiert er einen Radio-D] aus Hawaii. Der DJ hatte sich gefragt, ob Prince das Cover wohl gehört hätte. Falls nicht, sei ihm das auch scheißegal. „Kein Respekt“ stöhnt Prince.

Also … mag er jetzt „Darling Nikki“ von den Foo Fighters? „Nein! Ich hasse es, wenn irgendjemand meine Musik nachspielt. Schreibt eure eigenen Songs!“

Als sich der R’n B -Sänger Ginuwine 1996 an einer Version von „When Doves Cry“ versuchte, sprang ihm Prince beinahe ins Gesicht. „Ich habe ihn angemacht, weil ich Lust daraufhatte, aber mir war es durchaus ernst: „Zeig ein wenig Respekt, Mann. Wenn irgendjemand ‚Respect‘ von Aretha covern würde? Dann würde ich ihn persönlich abknallen!“

Zwar hat Soul-Queen Aretha Franklin ihrerseits Otis Redding gecovert, aber wir haben schon verstanden: Junge Künstler, zeigt den Altvorderen mehr Respekt! Eine gut durchdachte Position, die Prince damit in Zeiten des ungehemmten achtziger-Jahre-Revivals einnimmt. Die Marketingspezialisten nennen sowas „eine Marke repositionieren“, wobei es darum geht, die wieder gewonnene Relevanz auszunutzen und dabei stets daraufhinzuweisen, sie dennoch nie verloren zu haben. Man kann es nennen, wie man will, aber das C-Wort darf man auf keinen Fall verwenden. „Die Leute sagen, ich hätte ein Comeback. Comeback? Ich war niemals fort!“

Prince würde nie zugeben, dass sein Grammy-Auftritt, seine Best-Of-Tournee und der U.S.-weit in den Kinos übertragene Gig im Staples Center Teile einer Strategie sein könnten, seine Karriere wieder in Schwung zu bringen:

„Ich habe nie aufgehört, zu spielen und aufzunehmen, hatte nie ein Problem damit, die Arenen zu füllen. Es gibt keinen Masterplan.“ Dsrm zitiert er einen Kollegen: „Don’t call it a Comeback, l’ve been here for years.“ Als ich scherze, dass er besser aufpassen sollte, denn vielleicht käme ja LL Cool J vorbei, grinst er: „Das wollte ich auch gerade sagen.“