Donovans erster Film: Der Rattenfänger von Hameln
In Rothenburg ob der Tauber stand Donovan zum erstenmal in seinem Leben vor der Kamera. Zusammen mit zweitausend Ratten spielte er die Hauptrolle in dem Film „Der Rattenfänger von Hameln“. Gesamtkosten: rund sechs Millionen Mark! Ob sich der Aufwand jedoch gelohnt bat, entscheidet sich erst in diesen Wochen. In wenigen Tagen nämlich geht die deutsch/englische Gemeinschaftsproduktion über die Bühne. Produzent David Puttnam, der Donovan die Rolle gab, glaubt an Erfolg: „Ich arbeite gern mit Leuten zusammen, die keinerlei Filmerfahrung besitzen“, erklärte er. „Alte, eingefleischte Schauspieler sind meist verbraucht. Donovan bringt frisches, neues Blut ins Filmgeschäft. Ich halte ihn für eine ganz grosse Entdeckung!“ Und so kam es, dass Donovan für ein paar Monate die Idylle seiner schottischen Insel Skye verliess und mit Frau und Kind in das Rothenburger Hotel „Eisenhut“ zog. Eigentlich sollte der Film in Hameln gedreht werden, doch dem Pariser Regisseur Jacques Demy war die Stadt zu modern. In Rothenburg ob der Tauber fand er, was er suchte: Malerische Fachwerkhäuser, die er als Kulisse brauchte und eine Stadt, die mitspielen wollte. Ganze Stadtteile wurden neu bepflastert und auf „alt“ zurechtgemacht, Statisten wurden gesucht und fünfundzwanzig einheimische Kinder zusammengetrommelt, die mitmachen wollten. Das grösste Problem aber brachte die Beschaffung der Ratten mit sich. Man einigte sich schliesslich auf zweitausend Tiere aus Hartgummi, die mit ihren grünen und roten Funkelaugen von echten kaum zu unterscheiden waren. Sie wurden auf ein langes Netz gespannt und an ein Tau gebunden. „Wenn man an dem Tau zog, dann produzierten jene Gummiratten enorme Staubwolken und alles sah gespenstisch echt aus. Um mehr Leben in die Szenen zu bringen, besorgte man zwanzig echte Ratten, die in Käfigen untergebracht wurden und die die Freiheit nur während der Filmaufnahmen sahen. Mit Spezialfutter wurden sie dressiert und in Zaum gehalten. Was aber keiner vorausahnen konnte war, dass das Futter einheimische Ratten anlockte, die sich unter die Filmratten mischten und einfach „mitspielten“. Nach den Aufnahmen war nicht mehr festzustellen, welche Tiere nicht dazugehörten.
FILMMUSIK
Eigentlich wollte Donovan nur die Filmmusik für den Rattenfänger schreiben – wie schon früher den Film über das heilige Leben des Franz von Assist. Doch als er das Drehbuch las, war er so davon begeistert, dass er spontan die Hauptrolle übernahm.
Die Geschichte des Rattenfänger von Hameln basiert auf einer Sage aus dem Jahre 1284. Damals befreite ein junger Bursche das niedersächsische Hameln von einer Rattenplage. Man versprach ihm tausend Taler, doch der zugesagte Lohn blieb aus. Verbittert und gedemütigt kehrte er in die Stadt zurück und lockte die Kinder der Bürger in eine Höhle. Dort verhungerten sie. Doch es gab einen Augenzeugen. Ein körperbehinderter Junge, der den Kindern nicht so schnell folgen konnte, berichtete den Leuten, was geschehen war. Die Rolle des Zeugen übernahm Marc Lester, der mit seiner Rolle als Oliver in dem gleichnamigen Film weltbekannt wurde. Inzwischen ist Marc zu einem 15jährigen, hübschen jungen Mann herangewachsen und hat mehrere Millionen Dollar auf seinem Bankkonto stehen.
Donovan selbst sagt über seinen Film: „Es ist zwar ein Märchenfilm, aber in jedem Märchen steckt etwas Wahrheit. Ich finde, dieser Film hat einen politischen Hintergrund, denn alle Leute mit Macht – Politiker oder auch Popmusiker – sind im gewissen Sinne Rattenfänger. Man sollte sich mit solchen Leuten nie einlassen. Das zeigt dieser Film! Ich bin von dem Thema begeistert. Ausserdem machte mir die Filmerei so viel Spass, dass ich beschlossen habe, mich noch mehr dafür zu engagieren!“
FREE-KONZERT
Am letzten Drehabend gab Donovan zu Ehren der Rothenburger Jugend ein Free-Konzert. Erst trat ein Zauberkünstler auf, dann einige Akrobaten. Der gesamte Rothenburger Stadt-Underground war vertreten und die Diskothek gerammelt voll. Stille trat ein, als Donovan in einem langen, schwarzen Gewand die Bühne betrat und es dauerte eine ganze Weile, bis sich das Publikum aklimatisiert hatte und mitsang. Alles in allem war es ein gelungener Abend und die Athmosphäre die dort herrschte, wird Rothenburg so leicht nicht vergessen. Inzwischen haben die Ratten die Stadt verlassen und Donovan ist wieder auf seiner Insel Skye. Für seine Fans aus der ganzen Welt aber ist dieser Film die Gelegenheit, Donovan einmal nicht als Sänger und Musiker zu sehen, sondern anders, nämlich als: Rattenfänger von Hameln!“