DJ Robin: Warum sein Song „Layla“ selbst für Macho-Schlager-Verhältnisse hirnrissig ist
DJ Robin schreibt sich ein in die sagenumwobene Geschichte des Bierkönigs. Die aktuelle Hitparaden-Kolumne von Julia Lorenz.
Es gibt für Künstler kaum Glamouröseres, als in einem ganz bestimmten Club zur Legende geworden zu sein. Die Ramones im CBGB, Grace Jones im Studio 54: Ist der Name, die Starwerdung eines Stars untrennbar mit einer Institution des Nachtlebens verbunden, fühlt sich das extra-authentisch an. Als hätte er sich seinen Nimbus in einem kleinen Geheimzirkel der Freaks und Rebellen redlich verdient, bevor er in die weite Welt ausschwärmte.
Der deutsche Musiker Robin Leutner, der sich – very understated – einfach DJ Robin nennt, ist so ein Fall. Vor drei Jahren noch „Stadtprinz“ von Stuttgart, ging es bald los mit dem (quasi) internationalen Ruhm. Noch bevor er nun einen Chartshit mit seinem Song über die Prostituierte „Layla“ landete, gemeinsam mit dem Schlagersänger Schürze, bekam er einen Festvertrag im Bierkönig – und Sie müssen nun nicht so tun, als wüssten Sie nicht, um welche Art Lokal es sich handelt. Mallorca, Schinkenstraße, Ballermann 6. Sauftourismushölle, Disco und Fußball-Riesenleinwand seit 1988. Refugium für Amüsement-Größen mit so prächtigen Namen wie Peter Wackel und Tim Toupet.
Bier und Bumsen
DJ Robin schreibt sich nun ein in die Geschichte dieses mythischen Ortes. Der Hit „Layla“ zeigt seine vielfältigen Einflüsse: Von den Sportfreunden Stiller hat er sich den Gesangsstil abgelauscht, ein notdürftig als Singen getarntes Rufen, konsequent auf einer Tonlage; aus dem Fundus der Malle-Topoi wählte er zielsicher die zentralen: Bier und Bumsen. Dass ein Song über Robins Lieblingspuff bis auf Platz 3 der deutschen Singlecharts kam, werden wir an dieser Stelle nicht als letztes Aufbäumen der alten Männlichkeit bezeichnen, nur weil es ganz gut passen würde.
Nein, dieser Macho-Schlager-Song ist selbst für Macho-Schlager-Verhältnisse besonders hirnrissig. Das Faszinierendste an „Layla“ ist, dass Menschen diese Platte tatsächlich kaufen, also auch hören wollen, wenn sie sich nicht gerade in ihren eigenen Bierhelm erbrechen. Wie neulich mit den Jungs in der Schinkenstraße. So funktioniert die Magie des Geheimzirkels.
Diese Kolumne erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 08/2022. In der Zwischenzeit sorgte „Layla“ für weitere Schlagzeilen, weil der Songs auf diversen Volksfesten verboten werden soll. Eine Kinderversion sei zudem bereits in Planung.