Digital Underground
Zwar kamen nicht einmal 100 Leute – aber das war trotzdem die Überraschungs-Party des Jahres. Die neue HipHop-Sensation kommt aus der Studentenmetropole Berkeley in Kalifornien, von wo aus vor 20 Jahren Gruppen wie Sly & The Family Stone Earth, Wind And Fire und War den schwarzen Funk unters weiße Rockvolk brachten und wo auch zum ersten Mal der Westcoast-Jazz auf Funk traf. Jetzt zeigt die skurrile Truppe aus dem digitalen Untergrund, wie die ultimative Rap-Funk-Fusion mit allem, was dazugehört, aussieht.
Lustig und schrill kostümiert kamen sie auf die Bühne, zum Glück also nicht im stereotypen B-Boy-Outfit mit Goldkette und Trainer, sondern im schwarzen Existentialisten-Look mit Ledermantel, Pappnase und Kopftuch. In eine Ecke hatten sie einen riesigen Misthaufen gekarrt, weiß der Teufel, warum. Trotz der wenigen Zuschauer zeigten sie sich in guter Laune, und so verteilten sie zunächst einmal Tröten sowie die Biere und belegten Brötchen, mit denen sie backstage versorgt wurden. Immer wieder riefen sie dem Publikum ein optimistisches Prosit zu.
Als Ouvertüre ihrer P-Funk-Oper gab’s Noise, Scratches und harte Beats, mit denen ihr DJ jeden verzückte. Seine Kapriolen am Plattenspieler waren schon alleine das Eintrittsgeld wert. Als Konfitüre spritzte Digital Underground dann Sekt ins muntere Yo-yohlende Jungvolk. Das schüttete keck Bier zurück. Aber die Kalifornier waren um eine Antwort nicht verlegen und kippten mindestens drei Müllsäcke Konfetti über die vordersten Reihen.
Es war eine heiße Party, und ob 100 oder 2000 Gäste es hätte keinen Unterschied gemacht. Die 1900, die nicht dabei waren, haben allerdings allerhand verpaßt. Beispielsweise Humptv Dance: Zu ausgelassenem P-Funk-Groove ä la Parliament wurde mit deffen Break-Beats vollends Fasching gefeiert – trööööt! Die Paaarty stand nur noch unter dem Motto „Doowhatchalike“, und so heißt ja auch die Maxi von Digital Underground.
Am Schluß fragten die HipHop-Hoffnungsträger aus den USA ihr Publikum, wer denn hier rappen könne. Betretenes Schweigen. Doch dann meldete sich ein B-Boy aus München, dessen Namen Udo Lobmayr man sich merken sollte und der seine Sternstunde erlebte. Nicht nur das Publikum staunte – auch Digital Underground zollte ihm Respekt. Eins jedenfalls steht fest: Digital Underground und Münchens Untergrund waren in dieser Nacht ein Herz und eine Seele.