Die wunderbare Wandlung der Me’Shell NdegéOcello
In die Schlagzeilen geriet die Frau, deren Namen kaum einer richtig aussprechen kann, als erstes Signing für Madonnas Maverick-Label, als Gesangspartnerin von John Mellencamp, als bekennende Lesbe. Doch auch Me’Shells Musik ist es wert, daß Überschriften in fetten Lettern auf sie aufmerksam machen. Nach ihrem aufregenden Debüt ‚Plantation Lullabies‘ attestierten ihr die Kritiker, den Funk neu belebt zu haben. Nun, nach zwei jähren Pause, meldet sich die Sängerin, Poetin, Bassistin und Multi-Instrumentalistin NdegéOcello mit dem neuen Album ‚Peace Beyond Passion‘ zurück und erhebt nach wie vor Anspruch darauf, eine der interessantesten Persönlichkeiten zu sein, welche die Black Music-Szene in den letzten Jahren erlebt hat.
Mit allerlei Musikerprominenz wie Billy Preston (Orgel), der Gitarristin Wendy Melvoin (eine Hälfte von Wendy & Lisa), mit Benny Maupin (Bassklarinette), Joshua Redman (Saxophon) sowie Mitgliedern ihrer erstklassig besetzten Band spielte Me’Shell Songs ein, die sich in den Grenzbereichen von Funk, Soul, Pop, Jazz und HipHop austoben. Daß sie auf diesem Werk weniger aggressiv klingt als bei ihrem Einstand, erklärt die Künstlerin so: „Ich bin nicht mehr so zornig und arrogant wie damals.“ Ein weiterer Wandel hat sich in ihren Texten vollzogen. Da fragt Me ‚Shell nach dem Sinn des Lebens, setzt sich mit irdischer Existenz und Tod auseinander, betrachtet den Mißbrauch von Gottes Namen und der Schöpfung. Dabei springt die Künstlerin bisweilen provokant mit allerlei Weltanschauungen und Religionen um. Im Grunde jedoch sieht sie sich bei ihrer Auseinandersetzung mit der Sinnfrage in bester Gesellschaft: „Schau Dir Cat Stevens an, der ziemlich esoterische und spirituelle Texte geschrieben hat. Oder Stevie Wonder, der auch schon mal gewagte Ansichten zum Thema Gott verlauten ließ“, erklärt Me ‚Shell beim Gespräch mit ME/Sounds in Los Angeles. „‚Eleanor Rigby‘ ist für mich der traurigste Song, den ich kenne. Er erklärt die Welt an sich. Du siehst, viele Songschreiber behandeln Inhalte, in denen es um Gott seht.“ Obwohl Me ‚Shell offenkundig noch eine Menge Leben vor sich hat, bereitet sie sich jetzt schon mal auf das Danach vor: „Ich will auf einen guten, friedvollen Tod zusteuern. Die Hindus zum Beispiel glauben, daß man seinen inneren Frieden dirrekt vor sich hat.“ Möge der liebe Gott Me’Shell den Blick nicht verstellen.