Die Stones starten durch – standesgemäß mit Singlehit und Sexskandal
Ein gutes Jahr für die „größte Rock’n’Roll Band der Welt dabei liefert sie mit „Goat’s Head Soup“ ein eher schwaches Album ab. Die für Stones-Verhältnisse Lenor-weiche Ballade „Angie“ wird zum Monsterhit, schafft in den USA Platz eins und in der Bundesrepublik immerhin Platz zwei (dort blockiert Bernd Clüvers „Der kleine Prinz“ die Spitze). Die Europatournee der Band ist schon im Vorfeld nahezu ausverkauft, und „Goat’s Head Soup“ geht im Schlepptau von „Angie“ weg wie warme Semmeln. Dabei schwächein Jagger und Richards gehörig, haben nach dem grandiosen Meisterstück, das ihnen im Jahr zuvor mit „Exile On Mainstreet“ gelungen war, irgendwie den Faden verloren. Die Arbeit in den Dynamic Sound Studios in Kingston, Jamaika, verläuft unkonzentriert, Jagger scheint sich mehr für Jet Set-Parties zu interessieren, Richards versinkt immer tiefer im Drogensumpf, und Produzent Jimmy Miller kann sich gegen die selbstbewussten und erfolgverwöhnten Rockstars nicht mehr durchsetzen. Jahre später wird Jagger mit „generellem Unbehagen“ über diese Phase sprechen: „Unsere Popularität ließ uns abheben. Es war wie eine Periode des Urlaubs.“ Obendrein gibt es mächtig Ärger wegen des eigentlich simplen Chuck Berry-Rip Offs „Star Star“. In diesem Song preist Jagger das in jenen Tagen in voller Blüte stehende Groupietum, jubelt im Refrain „she’s a star fucker, star fucker, star fucker, star fucker, star. Atlantic-Boss Ahmet Ertegun tobt, als er die Nummer zum ersten Mal hört, zumal im Text auch von John Wayne und Steve McQueen die Rede ist. Man einigt sich, den Titel zu ändern und die betroffenen Herrschaften um Erlaubnis zu bitten. McQueen fühlt sich geehrt, Wayne weniger. Toningenieur Andy Johns verwischt die fragliche Zeile mit nachträglichem Hall (die heute erhältliche CD-Mischung ist wieder original) – und alle sind zufrieden.