Die Singles


Nicht nur die Verwendung des Liedes „Around The Bend (Small Giant Records-download only) von The Asteroids Calaxy Tour im Fernsehreklamespot des iPodTouch lässt uns den alten Spruch „Dänemark ist das neue Schweden“ wieder herauskramen. Die Dänen produzieren schönen Rumpelpumpel-Pop, wie wenn die frühe Cwen Stefan bei den Ting Tings eingestiegen wäre, die sich eine Bläsersection geleistet haben.

Man sollte öfters den Schreibtisch aufräumen und dabei auf Schätzchen wie „Pet Sounds“ (Fidel Bastro/BrokenSilence-7-lnchonly) von Boy Division stoßen. Die Band mit Fidel-Bastro-Labelchef Bernd Kroschewski und Felix Müller (Kante, Sport) widmet sich in der knackigen Spielzeit von nicht einmal zehn Minuten mit sechs Coverversionen dem Thema „Tiere“: The Cure („Love Cats“), Big Black, The B-52S, The Cramps („Can Your Pussy Do The Dog?“, hahaha), Prince und The Housemartins. Boy Division lassen diesen Klassikern würdig-ranzige Caragen-Psych-Trash-Rock-Arrangements zukommen-und Princens“When Doves Cry“ das Riff aus „Smoke On The Water“.

Ohne eine popkulturell übergreifende Verlinkung kommt die neue Single von Chicks On Speed natürlich nicht aus. „Super Surfer Cirl“(ChicksOn Speed Records/Indigo-12-lnch, Download) ist der Soundtrack zu einer Kollaboration mit einem australischen Modelabel für Surfer. Das Lied klingt tatsächlich ein bisschen wie die Beach Boys on speed. Der „Who Made Who Mix“ arbeitet die poppigen Beach-Soys-Konnotationen noch ein bisschen heraus. Christopher Just hat seinen technoiden Mix nach dem schlechten 8oer-Trash-Film „Surf Nazis Must Die“ benannt.

Wie beim letzten Mal versprochen: Mehr vom hoffnungsvollen neuen Vinyl-Only-Label Stag-O-Lee. The Fabulous Penetrators aus London spielen auf „The Hump/Oh I My Soul“ (Stag-O-Lee-Records/Indigo, 7-Inchonly)- der Ausdruck sei mir verziehen „astreinen“ 6oer-Jahre-Psych-Caragen-Rock. Zugreifen, wer ja zu The Cramps sagt, die zwei Kritiken weiter oben gecovert werden.

Der sehr geschätzte Kollege Michael „wop“ Wopperer, der für die Online-Redaktion dieses Magazins tätig ist, hat mit seinem Kommentar zur „Platte des Monats“ im Januar nicht nur den -für meinen Geschmack- besten Beitrag seit der Reinstallation der Rubrik „Krieg der Sterne“ abgeliefert, sondern das ganze Dilemma von Ciasvegas in drei prägnante Worte gefasst „Viel heiße Luft.“ Wir wiederholen „Viel heiße Luft“ Für die aktuelle Single der Schotten „Geraldine“ (Columbia/Sony BMG) gilt: „Viel heiße Luft“.

Vielleicht der zweitbeste Song vom Grace Jones-Album hu rricane, auf jeden Fall der persönlichste. Das autobiografische, zusammen mit Wendyfä. Lisa geschriebene „Williams’Blood“ (Wall Of Sound/PIAS/RoughTrade) behandelt den Widerspruch zwisehen Jones‘ religiösem Elternhaus und ihrer eher unreligiösen öffentlichen Inszenierung-ein bisschen wehmütig, keinesfalls jammerlappig, auf jeden Fall grandios. Dersanft elektronisch gepimpte „Aeroplane Remix“ ist schon seit ein paar Wochen ein Clubhit. „The Trixters Mix“ feature dMad Professor und Joe Arriwa und macht aus dem Song einen Digital Dub. Greg Wilsons Version arbeitet im Downtempo-Bereich.und IvorGuest verwandelt den Song in eine ultra-funky Breaks-Version.

Eine im besten Sinn komische Mischung aus ungerader traditioneller lateinamerikamscher Musik. Latin-Jazz, Dub und Elektronik spielen Radiokijada Das Projekt des Peruaners RodolfoMunoz und derSchweizerChristoph H.Müller(of Gotan-Project Fame). Die als 12-lnch und als Download veröffentlichte Single „Agua E’Nieve EP“ (March: Music/Discograph) lässt nach eingehender Analyse nur einen musikwissenschaftlichen Schluss zu: Manu Chao, my ass.

Giftigen, funkensprühenden Psych-Rock-nicht ganz so 6os-verhaftet wie die Musik ihrer artverwandten Labelmates-spielen Saint Silaslntercession aus Nordlondon auf „All About The Money“ (Stag-O-Lee Records/Indigo. 7-Inch only). Die Mitglieder I der Band sind ein typischer Fall für die Abteilung „keine Unbekannten mehr“. Mit dabei: Michael J. Sheehy und die beiden Paddywanash-Mitglieder Pady McCarthy und lan Burns. Mit großer Freude begeiten wir jede Veröffentlichung der Neuseeländer So So Modern. Ihre aktuelle EP trägt wieder einen eher prosaischen Titel: „EP0004“ (Unter Schafen Records/Alive). Eher unprosaisch bleibt die Musik der Vier- Synthesizer-undzwei-Gitarren-Band: gezackter, in alle Richtungen auf einmal aufbrechender, kosmisch-kornischer-Psychedelic-Space-Kraut-Pop-Rock. Vielleicht sind SoSo Modern ja die Animal Collective für Leute, die Animal Collective nicht verstehen können/wollen/müssen.

Fast 30 Jahre lang war es im Rock’n’Roll-Journalismus Usus, ein bestimmtes Zitat von Frank Zappa aus dem Album Roxy And Elsewhere zu variieren, bis irgendwann die Vernunft über den Gebrauch dieser unoriginell und eklig gewordenen Variationen siegte, was hoffentlich auch bald der „fulminanten Rückkehr“, dem „Album im Gepäck haben“ und der „Rückmeldung‘ droht. Reanimieren wir die Variation: HipHop ist nicht tot, er riecht nur ein bisschen komisch. Dafür, dass der Geruch besser wird, sorgen Menschen wie Speech Debelle aus Nordlondon. Die Damespieltauf ihrer Single „Searching“ (Big Dada/Rough Trade) eher sanfen, flockigen, jazzinspirierten Folk, über den sie The-Streets-mäßigrappt.

Von einer bösartigen Arbeitswut scheint „der“ Squarepusher Tom Jenkinson befallen zu sein. Nur drei Monate nach seinem jüngsten Album just a Souvenir schiebt Squarepusher die EP „Numbers Lucent“ (Warp/Rough Trade) hinterher-wobei „EP“ eher eine Untertreibung ist für einen exakt 25-minütigen Tonträger. Sechs basslastige, jazz-rockige elektronische Kompositionen, die als Easy Listening verstanden werden konnten, würde es Tom Jenkinson dem Hörer nicht durch vertrackte Rhythmus- und Stimmungswechsel nichtso leicht machen.