Die Reklamation
Adam Green gehört mir!
Neulich in der CD-Abteilung einer großen Drogeriemarkt-Kette. Dort, wo sich die meterhohen Stapel mit den „Topsellern“ türmen, ein meterhoher Stapel mit FRIENDS OF MINE von Adam Green. Und – als Gipfel der Lächerlichkeit – noch einer mit seinem ersten Soloalbum. ADAM GREEN, das Antifolk-Album ein „Topseller“ – ha ha ha. Nicht, daß mittlerweile nicht klar wäre, daß Adam Green The New Christina Aguilera ist, aber so was am point of sale mit eigenen Augen zu sehen, hat eine ganz besondere Qualität. „Grüner wird’s nicht“ titelte ein Musikmagazin neulich über Adam Green. Wir werden uns aber wundern, wie grün es noch wird in diesem Jahr. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis den Guten Der süße Adam mit dem Dackelblick die Lust vergeht, weil zu viele Böse Adam Green als Teil ihres crazy Lifestyles reklamieren. Und irgendwann wird Green selber ein Böser, weil er zusammen mit den Bösen zu viele böse Dinge tut, darüber die Musik vergißt und schlaksig-verträumt mit Dackelblick neben Thomas Gottschalk bei „Wetten, daß?“ auf der Bühne steht. Unterhaltung für die ganze Familie. Ich mag mir aber die Lust an Adam Green nicht verderben lassen, obwohl ich mitansehen muß, wie er sich von der Bravo zum Horst machen läßt. Ich will keine Fünfzeiler in Lifestyle-Magazinen lesen müssen, die mir erklären, wieso das neue Adam-Green-Atbum ein must have ist. Ich will nichts mehr hören vom süßen Adam mit den verträumten Augen, vom schlaksigen Indie-Sinatra mit dem Wuschelkopf, vor allem nicht von Leuten, für die Musik nichts weiter ist als das, was zwischen zwei launigen Ansagen aus dem Radio kommt. Ich will nicht, daß der Suhrkamp-Verlag, von dem man nur unter Fallenlassen des Adjektivs „renommiert“ sprechen darf, zum ersten Mal in seiner Geschichte Verpackung vor Inhalt gehen läßt und einen Sticker mit dem Gesicht des süßen Adam auf den Einband seines Buches „Magazine“ klebt, weil die Marketing-Strategen zu recht vermuten, damit mehr Bücher verkaufen zu können – vor allem an Leute, die schon eines besitzen, dieses eine da von Donna Leon. Ich fordere, daß der renommierte Suhrkamp-Verlag ab sofort auch einen Sticker auf die Einbände von Max Frisch klebt, mit einem Porträt des unsüßen alten Glatzkopfes. Nein. Ich will das alles nicht. Ich reklamiere: Adam Green gehört mir! Nicht mehr.