Die Kinder des Freakfolk
Diane Cluck veröffentlicht ihre Alben in limitierten Kleinauflagen- Oh‘ Vanille (2004. Important Records, über othermusic.com) ist das bislang letzte in selbstgeklebtem, handbeschriebenem Packpapiercover. Minimaler, intimer geht es kaum: Gitarre, Gesang, ein Piano. Jede Platte eine Privataudienz bei der New Yorker Künstlerin. Taucht auf dem neuen Album von Coco Rosie auf und kann eigentlich nur groß rauskommen.
Currituck Co. steht für Currituck County und ist das Lebenswerk von Kevin Barker. Ist ständig mit Banhart, Joanna Newsom und Vetiver live unterwegs, betätigt sich als Dokumentarfilmer der Szene. Oevendra Banhart schiebt neugierigen Journalisten immer wieder gerne eine Currituck-CD unter. Barker betreibt John-Fahey-Feldforschung auf Platte (Sleepless Walks In The Garden Of The Dead Room, 2005, Track 8.) Field, läßt sich in psychedelische Experimente fallen und kehrt hier und da zum guten Song zurück.
Espers haben dem Freakfolk Barock-Flügel verpaßt. Das in Philadelphia von Greg Weeks gegründete Ensemble spielt sich manchmal um Kopf und Kragen, wenn es darum geht, traumhafte, elegische Motive ins Traumatische Iespers, 2005. City Slang] zu wenden. So was wie Acid Folk, wechselhaft wie das Wetter (siehe auch ME/September 2005).
Jana Hunter, Texanerin mit Indierockband-Backgraund. spielt seltsame Lieder zu Fiddle und Piano, flüstert auf 2- bis 4-Track. Lebt inzwischen in NYC und liebt byzantinische Chormusik. Hunters kommendes Album wird die erste Veröffentlichung auf dem frisch gelaunchten Gnomensong-Label von Devendra Banhart und Andy Cabic sein. Erklärtes Karriereziel: „Ich möchte so obskur wie möglich bleiben.“
Joanna Newsom beherrscht seit ihrem siebtem Lebensjahr die Harfe und besitzt eine Stimme, die klingt, als hätte Mickey Mouse versucht, sich den Blues beizubringen (vergeblich!. Newsoms letztes Album The Milk-Eyed Menoer (2004, Drag City) erzählt vom Träumen in Bildern, die Songs sind mit zauberhaften Weisheiten gefüttert. Wenn ein Label ihr die Aufnahmen finanziere, würde Newsom sofort eine Platte mit Vater, Mutter. Schwester, Bruder (allesamt Musiker) machen, sagt sie. „Sie können alte besser singen als ich.“
Six Organs Of I Admittance ist weniger Band als One-Man-Mantra -mit allem, was Saiten hat. Ben Chasny kommt aus Kalifornien und nimmt seit 1998 Platten auf, die mühelos aus dem Raum-Zeit-Kontinuum verschwinden. Markenzeichen: Meditative Gitarrenexkursionen, hier und da zieht der Leo-Kottke-Blues bei den Six Organs ein. Chasny gehört den Bands August Born und Comets On Fire an und betätigt sich als Psychfolk-Schatzsucher Die Wiederveröffentlichung von Gary Higgins‘ verlorenem Red Hash-Album (Drag City) geht auf sein Konto. Empfehlungen: compathia (2003, Holy Mountain) und school of the flower (2005. Drag City).
Vetiver sind die Traditionalisten des Freakfolk. Die Bay-Area-Band von Banhart-Kumpel Andy Cabic (Gitarre. Banjo. Gesang] kann Schlummerlieder wie keine andere spielen, die Melodien tauchen unter Gitarre, Cello und Violine hindurch und sind extra-zart. Devendra Banhart ist mit zwei Kompositionen, Gitarre und Gesang auf vetiver [2004, Di Cristina Records] vertreten, und auch Joanna Newsom (Harfe) und Hope Sandoval (Gesang) sorgen für minimale Schattierungen in Nostalgia-Beige. Neue CD in der Mache.