Die Heiterkeit: Lassie Singers 2.0.
Drei Wahlhamburgerinnen suchen den Reibungspunkt
Über dem Schriftzug „Herz aus Gold“ sieht man ein goldenes Herz, aber unter den Wörtern „Die Heiterkeit“ sind keine heiteren Gesichter zu entdecken. Betont gleichgültig blicken die drei jungen Frauen vom Cover ihres Debütalbums. Ihre Attitüde sei kein Widerspruch zum Bandnamen, sagt Frontfrau Stella Sommer: „Manchmal sind ja die witzlosesten Sachen die heitersten. Es ist immer in allem ein bisschen Heiterkeit, ansonsten müsste man sich sofort umbringen.“
Nach dem Abitur zog Sommer von Nordfriesland nach Hamburg, um sich dort an der juristischen Fakultät einzuschreiben. Das Jurastudium findet sie zwar witzlos, aber immerhin lernte sie an der Uni Bassistin Rabea Erradi kennen, die einen ähnlichen Musikgeschmack hat. „Wenn man sich die Hamburger Szene anguckt, merkt man, dass Jura so eine Art Sammelbecken für Musiker ist“, sagt Sommer. „Ich glaube, weil es das Einzige ist, was man studieren kann, wo keine Anwesenheitspflicht besteht.“ Die nicht bestehende Anwesenheitspflicht nutzten Sommer und Erradi, um mit der über zehn Jahre älteren Schlagzeugerin Stefanie Hochmuth zu proben. Unter dem Namen Die Heiterkeit nahmen die drei 2010 ihre Debüt-EP auf, die auf weißem Vinyl erschien.
Herz aus Gold, das erste Album des Trios, wird nun auf Nein, Gelassenheit, dem Label von Ja, Panik, veröffentlicht. Nicht nur weil deren Mastermind Andreas Spechtl öfter mit Christiane Rösinger gemeinsame Sache macht, werden sich Die Heiterkeit Vergleiche mit den Lassie Singers und Britta anhören müssen: Ihre Lieder haben eine ähnlich lässig-erschöpfte Grundstimmung, die textlich oft ironisch gebrochen wird, wie etwa beim unaufgeregten „Alles ist so neu und aufregend“. „Man braucht immer irgendeinen Reibungspunkt – egal ob in der Musik oder im Text“, sagt Sommer. „Vielleicht würden es uns die Leute auch abnehmen, wenn wir komplett ernst wären. Aber ich weiß nicht, ob wir’s uns selber abnehmen würden.“