Die dunkle Seite des Danny Elfman


Man muß hinuntersteigen, um ganz nach oben zu kommen. Danny Elfman befolgte diese goldene Regel – und begab sich in die dunklen Tiefen einer gruseligen Gruft: Der in Los Angeles geborene Musiker und Komponist war zur Stelle, als 1988 aus dem US-Kult-Comic Tales from the Crypt‘ (Geschichten aus der Gruft), den der spätere ‚Mad‘-Herausgeber William M. Gaines 1950 ausheckte, die Kurzgeschichten gleichen Titels fürs TV werden sollten. Elfman erhielt den Zuschlag. Zuvor hatte er zwar schon hier und da Filme vertont, der rechte Durchbruch war ihm jedoch nicht gelungen. Das schaurig-schöne ‚Crypt‘-Thema brachte endlich den langersehnten Karriereschub.

Spätestens seine Arbeit für ‚Dick Tracy‘ (1990) und die ersten beiden ‚Batman‘-Filme (1992, 1995) unter der Regie von Tim Burton katapultierte den umtriebigen Notensetzer in den Hollywood-Olymp. ‚Batman‘ und ‚Dick Tracy‘ bescherten ihm sogar je einen Grammy. Zuletzt zeichnete Elfman für die Musik in ‚Dolores‘ und ‚To Die For‘ (mit Nicole Kidman) verantwortlich.

In Kalifornien kennt man Danny Elfman jedoch nicht unbedingt wegen seiner Erfolgs-Scores, sondern vielmehr als Oingo Boingo-Sänger. Seit 1979 betätigte er sich als Frontmann der Band mit dem eigenwilligen Namen, die zwar nie den großen Durchbruch schaffte, sich aber in und um L.A. eine treue Fanschar erspielte und es hierzulande immerhin zum Insidertip brachte. Inzwischen ist die Kapelle Geschichte: Nach ihrem letzten Halloween-Konzert im Oktober ’95 verzog sich Oingo Boingo endgültig in die ewigen Rock-Jagdgründe.

Der 42jährige Elfman arbeitet derzeit an zwei Musicals und hat just das Script für einen Film mit dem Titel ‚Julian‘ fertiggestellt, bei dem er auch selbst Regie führen will.

Privat pflegt der kautzige Bartträger eher abseitige Ansichten – sein Beitrag zur Diskussion um die Todesstrafe in den USA erschöpfte sich im kurzen, aber deftigen Kommentar: „Liberal sein? Fuck!“. Wohl zu tief in die Gruft geschaut, he?

Die ‚Geschichten aus der Gruft‘ mit dem makabren Kult-Conferencier ‚Crypt Keeper‘ flimmern hierzulande inzwischen bei SAT 1 über die Mattscheiben. Viele namhafte Schauspieler mischten in den letzten Jahren in der Trash-Comic-Kultserie als Darsteller oder Regisseur mit. Prominente ‚Grufties‘: Tom Hanks, Arnold Schwarzenegger, Sean Penn, Demi Moore, Dennis Hopper, Isabella Rosselini, Michael J. Fox und Whoopi Goldberg, um nur einige zu nennen.

Als Schauspieler versuchten sich auch Kollegen von der musizierenden Zunft: z.B. Meat Loaf, Slash, Iggy Pop und Adam Ant. Queen-Gitarrist Brian May steuerte für eine Folge die Musik bei.

In Amerika kommt im nächsten Monat eine neue Crypt-Geschichte ins Kino, ‚Bordello Of Blood‘ mit Angie Everhart, die wohl auch gehört hat, daß man in der Gruft gewesen sein muß, wenn man was werden will. Bisher kannte sie das Grauen nur in Form ihres Ex-Lebensgefährten – ‚Rambo‘ Sylvester Stallone.