Die Chemical Brothers und der grinsende Totenkopf


Die Chemical Brothers starteten mit Elektro, die Rave und Rock versöhnte. Doch zu ihrem neuen Album tanzt nur noch ein Kristallschädel.

Im Londoner Roundhouse wurden ursprünglich Lokomotiven repariert, zu Zeiten Oscar Wildes lagerten Ginfässer darin. Seit der Weltwirtschaftskrise in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts stand es leer. Bis 1966: Eine aufblühende Popkultur beanspruchte mehr öffentlichen Raum. Die Stadtverwaltung gab die Industrieruine für Konzerte frei. Pink Floyd und Soft Machine eröffneten den Rundbau mit exzentrischer Musik und Lichtkunst. Und wenn nun die Chemical Brothers an vier aufeinander folgenden Abenden das Roundhouse füllen und die Anwesenden mit Maschinenlärm und Laserstrahlen attackieren, scheint seit 44 Jahren nichts Entscheidendes passiert zu sein.Vielleicht ist aber auch zu viel geschehen zwischen Londons Aufbruch 1966 und der Schockstarre im Jahr 2010. Der Punk und Maggie Thatcher. BritPop, Big Beat und New Labour. An den Biertresen im Roundhouse werden heute Staatsverschuldung und Finanzkrise erörtert, David Cameron, der neue, wacklige Regierungschef, sowie ein demokratisches Gemeinwesen, reparaturbedürftig wie die U-Bahn. Selbst die Chemical Brothers fühlen sich nach 20 Jahren Partyunterhaltung in der Pflicht.Sie steigen winkend auf ihre Kommandobrücke, um ihr neues Album „Further“ werktreu aufzuführen. Edmund Simons und Tom Rowlands beugen sich über ihre Geräte. Schalttafeln mit blinkenden Warnlampen und Soundmodule mit defekten Filtern. Das klingt gar nicht gut. Nur selten nimmt ein fürsorglicher Beat den Hörer an die Hand. Die Botschaft ihres siebten Albums „Further“ lautet: Weiter machen, immer weiter. Aber wie? Lesen Sie den vollständigen Artikel auf

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Michael Pilz – 09.06.2010